Im Herbst 2001 stellte Apple ein mobiles Abspielgerät für digitale Musikdateien vor und nannte es iPod. Im ersten Modell hatten 1000 Songs Platz. Das entsprach damals rund 76 CDs. Der Player passte in jede Hosentasche.
Im ersten Modell war noch eine kleine Festplatte verbaut, die sich drehte. Im zweiten steckte bereits ein schlanker Flash-Speicher. Da ruckelte nichts mehr beim Joggen oder Seilspringen.
Und die Geräte wurden immer kleiner. Zumindest die iPods, die für Musikdateien gebaut waren. Jene für Bild und Video wuchsen, um Platz für den Bildschirm zu haben.
Für das Wachstum von Apple war dieses unverschämt kleine Musikgerät zunächst entscheidend. Doch nun hat Apple die Produktion der iPods eingestellt. Damit endet eine Ära, auch wenn die Geräte noch erhältlich sind, solange der Vorrat reicht.
Mausklick statt Plattenladen
Mit einem leise klickenden Rädchen in der Mitte konnte man die Lieder anwählen. Um die Musik auf den iPod zu laden, brauchte es das Programm iTunes auf dem Computer. Und iTunes lief einzig auf Apple-Maschinen. Es war ein geschlossener Kreislauf einer Firma, die damals lediglich drei Prozent Marktanteil hatte.
Jüngere Angestellte konnten Apple-Chef Steve Jobs überreden, iTunes auch für andere Betriebssysteme zu öffnen, vor allem für Windows von Microsoft. Wer fortan einen iPod wollte, musste sich nicht erst einen Mac kaufen.
Das Verhältnis von iTunes und iPod blieb aber eng. Digitale Musikdateien im MP3-Format gab es schon lange, aber kaum Plattformen, um sie legal zu kaufen. Das Problem: Die grossen Musikfirmen weigerten sich, die Songs einzeln anzubieten.
Sie wollten nach wie vor Alben verkaufen, weil sie damit am meisten Gewinn erzielten. Erst Steve Jobs konnte die Musikindustrie überzeugen, dass sie im Internet nicht am Album festhalten konnten. So entstand im Frühjahr 2001 iTunes.
Jobs traf den Nerv der Zeit
Endlich gab es einen grossen Musikladen im Internet, der legal war. Aber keine guten mobilen Geräte. Denn die meisten Hersteller wollten keine MP3-Player entwickeln, weil sie die Prozesse der Musikindustrie fürchteten. Waren das nicht Geräte zum Abspielen von Raubkopien?
Jobs erkannte das ignorierte Bedürfnis der Nutzenden, CDs problemlos in den Computer importieren zu können, um daraus Mixtapes zu erstellen. Wie früher von Vinylschallplatten auf Tonbandkassetten. Mit der CD war das nicht möglich.
Was der Walkman für die Achtziger war, wurde der iPod für die Nullerjahre: ein Gerät, das alle zu DJs erklärte. Jede und jeder erstelle nun seine eigene Liste. Und ging mit dem eigenen Soundtrack durch die Welt.
Allerdings bot der iPod auch eine Funktion an, die uns heute bekannt vorkommt: die automatisch erstellen Playlists. Das lag an einem Feature, das Steve Jobs erst gar nicht haben wollte, nämlich dem Shuffle-Modus, also der zufälligen Wiedergabe.
Abgesang aufs Album
Von allen Veränderungen, die der iPod auslöste, sorgte die Shuffle-Funktion für die radikalste. Die Musik, die wir hören, muss in keinen sinnvollen Zusammenhang mehr stehen, wenn die Reihenfolge zufällig sein darf.
Die vormals 1000 Songs in der Hosentasche erscheinen uns heute als wenig. Auf Streaming-Plattformen lagern um die 70 Millionen Lieder. Und das Smartphone kann alles, was ein iPod konnte.
Ein Vorteil hat der schicke und leichte iPod aber noch immer: Er hält uns vom endlosen Scrollen, Starren und Emails-Checken fern. Zumindest die ersten Modelle. Also: Nicht wegschmeissen!