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Ballett statt Bass Ex-Daft-Punker Thomas Bangalter geht neue Wege

Von elektronischer Musik zum Symphonieorchester: Was taugt das neue Klassikalbum des Daft-Punk-Mitglieds?

Als sich das legendäre Musikerduo Daft Punk vor zwei Jahren trennte, war die Trauer bei den Fans gross. Fast 30 Jahre lang waren die beiden Franzosen Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo mit ihren Roboterhelmen unterwegs.

Nun gibt es immerhin von der einen Hälfte des Elektroduos Neuigkeiten. Thomas Bangalter hat sich seinem ersten neuen, eher ungewöhnlichen Projekt gewidmet: Er hat die Musik für ein Ballett geschrieben.

Musik aus lauter Mythen

Das Ballett wird dabei seinem Namen «Mythologies» absolut gerecht. Denn als Inspiration dafür dienten Bangarter verschiedene mythologische Erzählungen, zum Beispiel mit Figuren aus griechischen Sagen wie Zeus oder dem Minotaurus.

Das Stück wurde von der Opéra National de Bordeaux in Zusammenarbeit mit dem französischen Choreografen Angelin Preljocaj in Auftrag gegeben. Im Juli 2022 kam es zum ersten Mal auf die Bühne. Inzwischen ist Thomas Bangalters Musik dafür auch als Album erschienen.

Zig Partituren gewälzt

Das Komponieren der 23 Orchesterstücke war für Bangalter eine neue Herausforderung, denn eine traditionelle Musikausbildung hatte er nie. Für die Arbeit an «Mythologies» habe er unzählige klassische Partituren studiert, sagte er in einem Interview mit dem Radiosender NPR. Seine Inspirationsquellen: Barockmusik und der amerikanische Minimalismus, zum Beispiel der Komponist Philip Glass.

Bei elektronischer Musik habe man unendlich viele Klänge zur Auswahl, was schnell überwältigend sein könne, so Bangalter. Die Voraussetzungen eines Orchesters seien deswegen eine willkommene Eingrenzung gewesen, besonders, was die Instrumentation angeht.

Ein musikalischer Flickenteppich

Das Album besteht aus vielfältigen Stimmungen und Stücken und formt eine Art musikalisches Mosaik. Immer wieder erinnert es an verschiedene berühmte Kompositionen aus Filmen oder Opern. Das gefällt bei weitem nicht allen: «Mythologies» sei nichts Neues und gebe nur Schnipsel alter Meister wieder, so die Kritik.

Dabei handelt es sich hier auch um ein Echo von Thomas Bangalters vergangener Arbeit für Daft Punk. Die Art, wie der Franzose Melodien und musikalische Elemente kombiniert und wiederholt, erinnert an Sampling – das Wiederverwenden bereits vorhandener Klänge und Muster in einem neuen Kontext, wie es im Hip-Hop, aber auch in der elektronischen Musik verbreitet ist.

Kontraste kann er

Ob elektronische Musik oder Symphonieorchester – Thomas Bangalters Markenzeichen war und bleibt die Liebe zu Kontrasten: von Sanftem zu Härterem, von unterschiedlichen Klängen, und von widersprüchlichen Stimmungen.

Wer steckte hinter Daft Punk?

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Zwei Männer im Anzug mit futuristischen Masken, die ihr Gesicht verdecken
Legende: Keystone/Matt Sayles/Invision/AP)

Das Musikerduo wurde 1993 gegründet. Die beiden Musiker Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo vermischten House, Funk, Disco, Techno und Synth-Pop zu experimentellen, aber tanzbaren Hits wie «Around The World», «Harder, Better, Faster, Stronger» oder «Get Lucky».

Im Februar 2021 gaben Daft Punk ihre Auflösung bekannt. Für ihre musikalische Arbeit erhielten Daft Punk zahlreiche renommierte Auszeichnungen, darunter auch mehrere Grammys.

Zum Ballett passt diese Musik sehr gut. Dem Album selbst scheint es aber ein bisschen an der Originalität und Experimentierfreudigkeit zu fehlen, für die Bangalter als Teil von Daft Punk bekannt war.

Das Album «Mythologies» ist seit dem 7. April 2023 bei Warner Classics erhältlich.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 11.04.2022, 17:20 Uhr.

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