Beyoncé ist eine der erfolgreichsten und einflussreichsten Musikerinnen der USA. Sie wurde mit 23 Grammys ausgezeichnet, ihr Vermögen wird auf knapp eine halbe Milliarde Dollar geschätzt. Diesen Erfolg nutzt sie immer wieder, um sich für die Anliegen der afroamerikanischen Community in den USA stark zu machen.
So auch auf ihrem neusten Album mit dem unmissverständlichen Titel «Black is King». Das Album ist ab Freitag als langer Videoclip auf der Streaming-Plattform Disney+ zu hören und zu sehen. Mit ihrem politischen Engagement ist der Superstar in guter Gesellschaft, sagt Musikredaktor Pablo Vögtli.
SRF: Das Album von Beyoncé «Black is King» erscheint inmitten der «Black Lives Matter»-Bewegung in den USA. Welche politische Bedeutung kann dieses Werk gegen Diskriminierung und Rassismus in den USA haben?
Pablo Vögtli: Eine grosse. Zum Beispiel hat Beyoncé am 19. Juni, am sogenannten «Juneteenth», ihren neuen Song «Black Parade» veröffentlicht in welchem sie «Frieden und Wiedergutmachung für mein Volk» fordert – ein unmissverständliches Zeichen. Am «Juneteenth» wird die Befreiung der afroamerikanischen Bevölkerung aus der Sklaverei gefeiert.
Auch andere Künstler und Künstlerinnen wie Kendrick Lamar oder Childish Gambino kommen mit ihren Songs verstärkt vor in der «Black Lives Matter»-Bewegung. Dass die popkulturellen Werke, die rund um dieses Thema entstanden sind, in der Vergangenheit schon sehr wichtig waren für die Bewegung, sieht und hört man auch.
Beyoncé ist spätestens seit 2016 dafür bekannt, ihre politische Haltung nicht zu verstecken. Auf dem Album «Lemonade» hat sie mit dem Song «Formation» ihre politische Haltung klargemacht – darin stellt sie ihren Stolz zur Schau, es als afroamerikanische Frau aus den Südstaaten weit im Leben gebracht zu haben.
Sie haben andere afroamerikanische Musiker erwähnt, die Politisches in ihre Musik einfliessen lassen. Warum ist das in den USA aktuell so populär?
Ich würde nicht von Popularität, sondern von einer gewissen Dringlichkeit sprechen. Die Musiker und Musikerinnen kommen schlichtweg nicht daran vorbei.
Die Masse, die aktuell auf die Strassen geht, ist viel grösser als zuvor – und viel politisierter. Ausserdem sind Menschen aus den verschiedensten Bevölkerungsschichten aktiv.
Darauf muss die Popkultur reagieren, sonst wirkt sie nicht. Sonst ist sie nicht popkulturell.
Beyoncé ist neben ihrem politischen Engagement auch eine Geschäftsfrau. Das Album erscheint auf der Streaming-Plattform Disney+. Böse Zungen sagen, ihr politisches Engagement sei auch ein Geschäftsmodell.
Das kann ich nicht beurteilen. Ich kenne die intrinsische Motivation von Beyoncé nicht. Natürlich ist sie zum Beispiel eng mit der Obama-Familie befreundet – das hat sicherlich keinen schlechten Einfluss auf die eigene Karriere. Ob das aus opportunistischen Gründen passiert oder nicht, das kann man als aussenstehende Person nicht wissen.
Was man aber klar sagen kann: Beyoncé gibt ein positives, starkes Rollenbild ab für junge, schwarze Menschen, vor allem in den Vereinigten Staaten. Sie schreibt auf ihrer Website: «Schwarz sein ist dein Aktivismus. Schwarze Exzellenz ist eine Form des Protests.» Mit ihrem eigenen Erfolg ist sie selbst das beste Beispiel dafür.
Das Gespräch führte Igor Basic.