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Bachtrack: Das änderte sich in der klassischen Musik
Aus Kultur-Aktualität vom 09.01.2023. Bild: Getty Images / ullstein bild
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Das Klassik-Jahr 2022 Die Klassik wird (ein bisschen) weiblicher und jünger

Die Jahresstatistik des Online-Musikmagazins «Bachtrack» zeigt: Frauen spielen in der klassischen Musik eine wichtigere Rolle.

Was zeigt die «Bachtrack»-Statistik? Sie trägt zusammen, wer in der klassischen Musik was spielt und wie oft. 27'124 Veranstaltungen aus dem Jahr 2022 schaute sich das Magazin dafür an. 2019, beim letzten Erscheinen der Statistik, waren es 34'648. Das Online-Magazin fokussiert auf grössere Veranstalter in Grossbritannien, den USA und verschiedenen Ländern der EU, also Sinfonieorchester oder Opernhäuser.

2022 sind mehr Frauen unter den meistgespielten Komponistinnen und Komponisten. Gibt es in der Klassik nun Gleichberechtigung? Der Frauenanteil ist zwar grösser geworden, allerdings nur in der zeitgenössischen Musik. Neun Komponistinnen sind dort unter den 20 meistgespielten zu finden: Dazu gehören Sofia Gubaidulina, Kaija Saariaho und Olga Neuwirth.

Die sechs ersten Plätze in dieser Rangliste nehmen aber Männer ein. Arvo Pärt und der Filmmusikkomponist John Williams führen die Liste an. 2019 war übrigens noch keine einzige Frau auf dieser Top-20-Liste zu finden.

Wo sind die Dirigentinnen? Gab es vor zehn Jahren genau eine Frau unter den Top-100-Dirigenten, so waren es im letzten Jahr immerhin deren zwölf. Allen voran die Chinesin Elim Chan, gefolgt von Karina Cannelakis und Nathalie Stutzmann. Das sind zwar immer noch wenige, aber die Zunahme ist signifikant.

junge asiatische Frau in schwarz auf Bühne, dirigiert mit ausgestreckten Händen sitzende Musiker.
Legende: Elim Chan dirigierte im Januar 2022 die Los Angeles Philharmonic. Dirigieren sei für sie eine Heirat von Hirn, Herz und Körper, sagt Chan. Getty Images / Jason Armond

Wird mehr Musik aus dem 20. Jahrhundert gespielt? Vor allem mehr Musik aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts. Also mehr Musik von Strauss, Mahler oder Maurice Ravel. Ravels Orchesterstück «La Valse» ist das meistgespielte Werk 2022.

Wird Klassik damit jünger? Spätestens seit dem Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart ist die Klassik auch jugendlich. Nun fällt auch eine der letzten Bastionen «reifer» Musikerinnen und Musiker: die Dirigenten. Das Durchschnittsalter der zehn meistbeschäftigen Dirigentinnen ist von 61 Jahren (2010) auf aktuell 46 Jahre gesunken.

Welche Auswirkungen hatten die Konzertausfälle während der Corona-Pandemie? Insgesamt gab es 2022 immer noch rund 20 Prozent weniger Konzerte als im letzten Messjahr 2019. Die Berliner Philharmoniker etwa spielten 111 Konzerte (2019 waren es 125). Einige Orchester jedoch konnten ihre Auslastung sogar steigern. Das Philadelphia Orchestra etwa spielte 2022 112 Mal, gegenüber 99 Auftritten im Jahr 2019.

Was blieb 2022 gleich? Klassik hiesse nicht Klassik, wenn es die Beständigkeit nicht gäbe. Unter den zehn meistgespielten Opernfinden sich lauter bekannte Stücke: Mozarts «Le nozze di Figaro», Puccinis «La bohème», Bizets «Carmen». Gleich sieht es in den Top 10 der Sinfonien aus: Beethovens Nr. 9 «Chorsinfonie», Mahlers Nr. 1 «Titan», Tschaikowskys Nr. 6 «Pathetique».

Wo steht die Schweiz? Weder ein Orchester noch eine Komponistin aus der Schweiz taucht in den Toprängen auf. Dafür die Cellistin Sol Gabetta: Sie war die am vierthäufigsten aufgetretene Cellistin. Den ersten Rang unter den Geigespielenden hält die in der Schweiz lebende Patricia Kopatchinskaja.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 09.01.2023, 08:06 Uhr.

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