Am Anfang stand ein Eintrag in einem Forum. Der Basler Musiker Manuel Gagneux hatte sich gefragt, welche Genres bisher noch nicht vermischt worden waren. Auf der Suche nach Inspiration fragte er auf der berüchtigten Plattform «4chan» nach. «Ein User schlug Black Metal vor. Ein anderer ‹N*germusik›.»
Das habe ihn zwar pikiert, so Gagneux. «Doch die Idee ist mir nicht mehr aus dem Kopf: Was, wenn sich die Sklaven damals gegen die Religion ihrer Unterdrücker aufgelehnt hätten? Was wäre, wenn sie Satanisten geworden wären?»
Mit dieser Frage im Hinterkopf beginnt Gagneux, Musik aufzunehmen, die aus einer Mischung aus Gospel und Black Metal besteht. Die Lyrics haben es in sich. «Das Flussbett wird rot fliessen mit dem Blut von Heiligen», heisst es da etwa.
Vom Laptop in den Tourbus
Der Basler stellt ein paar seiner Songs ins Internet. Prompt hagelt es Anfragen von Medien. Grosse internationale Festivals klopfen an, die die Band buchen wollen.
Doch es gibt ein Problem: Gagneux hat gar keine Band. Die Musik von Zeal & Ardor ist am Laptop entstanden. Also muss sich der Basler erst einmal auf die Suche nach geeigneten Musikerinnen und Musikern machen.
Der Dokumentarfilm «Play with the Devil» begleitet dieses Projekt Zeal & Ardor quasi ab Stunde Null. Er zeigt, wie eine Band zusammenwachsen muss, nimmt mit auf lange Tourneen und zeigt das Leben im Backstage und Tourbus.
Festivals in Holland, Australien, Neuseeland oder den USA – Zeal & Ardor leben den Traum jeder Band. Überall, wo sie auftreten, treffen sie auf volle Hallen und ekstatische Menschen.
Durchbruch in den USA
Vor allem in den USA kommt ihre Musik gut an. Dort ist die Mischung aus Metal und Gospel, der ehemaligen Musik der Sklaven, stark politisch aufgeladen. «Diese Band spricht über Rebellion und über all die Dinge, die wir erlitten haben», sagt ein afroamerikanischer Konzertbesucher im Film.
Frontmann Manuel Ganeux, selber eine Person of Color, fühlt sich in eine Rolle gedrängt: «Die Leute projizieren extrem viel, darüber habe ich keine Kontrolle mehr.» Am liebsten würde er sich deshalb komplett hinter seiner Musik verstecken.
Zwei Alben bringt der Basler mit Zeal & Ardor heraus. Dann, auf dem Zenit der Bekanntheit, ist beinahe Schluss. Gagneux will nicht mehr. Das Projekt sei ursprünglich ein Experiment gewesen, das viel Freude gemacht habe. Doch nun laufe er Gefahr, diese Freude und künstlerische Freiheit zu verlieren.
Ein Traum mit Zwischentönen
«Play with the Devil» zeigt ein musikalisches Märchen. Der Film zeigt aber auch, wie Bekanntheit zu musikalischem Leerlauf führen kann. Die Filmemacher Olivier Joliat und Matthias Willi sind nahe dran mit der Kamera und doch nie aufdringlich.
Der Hauptfokus liegt dabei auf Manuel Gagneux. «Play with the Devil» ist somit auch eine Coming-of-Age-Geschichte von einem, der auszog, die Bühne der Welt zu erobern. Und der feststellte: Glück liegt nicht im Erfolg, sondern in musikalischer Freiheit und Inspiration.