Es krächzt, fiepst und raschelt, wenn er sein Werk vorträgt. Manche Musikliebhaber würden sein DJ-Set wohl ohne zu zögern als hässliche Kakophonie bezeichnen. Der japanische Klangkünstler Merzbow gehört zu den bekanntesten Interpreten der Noise-Musik.
Noise ist ein Genre, das klassische Elemente der Musik – den reinen Ton oder den Klangersetzt – durch Geräusche ersetzt. Auch verzichtet es grösstenteils auf musikalische Strukturen wie etwa Melodien oder klassische Rhythmen.
Lou Reed war Vorreiter
Die Anfänge der Noise-Musik gehen einher mit dem Aufkommen der ersten Computer und Synthesizer. Als Vorreiter auf dem Gebiet gilt Lou Reeds «Metal Machine Album» aus dem Jahre 1975.
Es enthält keine Rhythmen, keine Melodien und keinen Gesang – vielmehr besteht es aus Rauschen, Verzerrungen und Rückkopplungen. Während Lou Reeds Album damals auf wenig Verständnis stiess, gilt es heute als stilbildend.
Erst fragwürdig, dann stilbildend
Von England ausgehend, entstand mit der Zeit in Japan eine zweite wichtige Szene der Noise-Bewegung. Angeführt wird diese Bewegung vom 59-jährigen Musiker Merzbow, der mittlerweile über 400 Alben herausgegeben hat.
Wie erklärt sich aber die Faszination an einer Musik, die nur durch irritierende Geräusche erzeugt wird? Im Dokumentarfilm «People Who Do Noize» (2008) nennt einer der Interpreten das Genre zum einen als «eine unbeschreibbare Form von perversem Humor», zum anderen «als die radikalste Reaktion auf Popmusik».
Ob man was damit anfangen kann oder nicht – Musikgeschmack, oder besser gesagt Geräuschgeschmack, ist subjektiv. Das gilt auch im Fall der Noise-Musik.