Über dem Zürcher Flughafen ist gerade die Sonne aufgegangen. Das Flugzeug nach Oslo setzt sich in Bewegung. An Bord ist auch der 20-jährige Valerian Alfaré aus Rheinfelden im Aargau. Sein Ziel: der Eurovision Young Musicians (EYM) im nordnorwegischen Bodø.
Auf dem Platz neben ihm steht eine grosse schwarze Tasche. Darin ist sein Euphonium, ein Blechblasinstrument, etwas kleiner als eine Tuba. Ins Handgepäckfach passt es nicht, deshalb bekommt es sogar einen Fensterplatz.
Begonnen hatte die Reise eigentlich schon im März: Da fand im Basler SRF-Studio die nationale Vorauswahl für das junge, klassische Pendant zum ESC statt. An der Vorauswahl dabei war auch Valerian Alfaré, der mit seinem Euphonium die Jury überzeugt hat.
Fünf Monate später ist er in Bodø, zusammen mit zehn anderen jungen Musiktalenten aus ganz Europa. Am Samstagabend werden sie auf der Bühne des Stormen Konserthus stehen und vor einer Jury jeweils ein Solokonzert mit dem Norwegischen Rundfunkorchester spielen.
Die Zahnspange führte ihn zum Euphonium
Alfaré macht Musik, seit er sechs Jahre alt ist. Begonnen hat er auf der Trompete. Mit 12 Jahren kam das Euphonium dazu. Zu verdanken ist das seinem Kieferorthopäden, der dem Teenager eine Zahnspange verpasste. «Sie hat mich beim Spielen so gestört, dass mein Trompetenlehrer mir ein Euphonium in die Hand drückte. Mit dem grösseren Mundstück liess es sich auch mit Spange gut spielen», erzählt er.
Das Instrument wuchs ihm direkt ans Herz. Gelernt hat er es vor allem autodidaktisch, unterstützt von seinem Trompetenlehrer, der aber selbst kein Euphonist ist.
Jazz bis Klassik
Valerian Alfaré ist mit dem Euphonium vor allem in der Klassik unterwegs. Auf der Trompete spielt er Jazz, unter anderem im Schweizerischen Jugend Jazz Orchester. «Ich finde, man muss sich als Musiker nicht bloss auf eine musikalische Richtung festlegen», meint Alfaré.
Gesagt, getan: Als Schweizer EYM-Kandidat ist er in der Sendung «Potzmusig» aufgetreten. Dafür hat er das «Guggisberglied» arrangiert, für Akkordeon, Kontrabass und Euphonium. Anfang August hat Valerian Alfaré mit dem Orchester Biel Solothurn und ESC-Star Nemo musiziert. Sie haben Nemos Songs in einer sinfonischen Version auf die Bühne gebracht.
Dabei hat Alfaré sich gleich noch das Erfolgsrezept vom Eurovision-Profi abgeholt: Ganz in der Musik sein, nur an die Bedeutung des Songs denken. Diesen Ratschlag will Valerian Alfaré bei seinem grossen Auftritt am Samstag befolgen.
Ein Konzertsaal direkt am Meer
Die nordnorwegische Natur bietet die perfekte Kulisse für sein Finalstück, das «Euphoniumkonzert» vom Waliser Paul Mealor (*1975). Es erzählt die Geschichte von einem Fischer, der auf hoher See umkommt. Seine Frau wartet vergeblich auf seine Rückkehr.
Wo könnte man sich besser in diese Geschichte hineinversetzen als in einer Stadt wie Bodø, wo die Fischerei schon immer eine zentrale Rolle gespielt hat? Und das in einem Konzertsaal, der einen Katzensprung vom Hafen entfernt ist.
Die Umgebung ist für Valerian Alfaré nicht nur Inspiration, sondern auch eine gute Ablenkung: «In dieser schönen Landschaft rutscht man nicht so schnell in ein verbissenes Wettbewerbsgefühl hinein. Sie hilft mir, mich zu entspannen.»
Sein Ziel hat er trotzdem fest im Blick: An der Finalshow sein Bestes zu geben und seine Musik mit dem Publikum zu teilen.