Die Cellistin Sol Gabetta lebt seit ihrer Jugendzeit in der Region Basel und veranstaltet hier ihr eigenes Festival «Solsberg». Die diesjährige Ausgabe hat nun mit einer Uraufführung begonnen: mit dem Doppelkonzert für Violine und Violoncello von Francesco Coll.
Es ist der Höhepunkt eines Konzertprogramms, das auch sonst überwiegend zeitgenössische Musik präsentiert.
Vorteil Freundschaft
So viele neue Klänge sind keine Selbstverständlichkeit. Das Solsberg Festival hat sich in den letzten 14 Jahren vor allem mit vertrauten Klängen einen Namen gemacht: mit den Perlen des Kammermusik-Repertoires von Haydn, Beethoven oder Brahms, die Sol Gabetta gemeinsam mit befreundeten Musikerinnen und Musikern interpretiert. Diese stammen wie sie meist ebenfalls aus der Top-Liga der Solisten-Rige.
Dass sich ihr Publikum nun auch der neuen Musik zuwendet, zeugt von dem Vertrauen, das sich Sol Gabetta über die Jahre erarbeitet hat – und das kann nicht jedes Festival von sich behaupten.
Freundschaftliche Strukturen in der Programmgestaltung rund um eine erfolgreiche Solistin – das funktioniert hier also ausserordentlich gut.
Erst recht, wenn so hervorragende Musikerinnen und Ensembles wie die Camerata Bern und ihre künstlerische Leiterin, die Schweizer Geigerin Patricia Kopatchinskaja beteiligt sind. Denn die Uraufführung an dieser Festivaleröffnung, die ist ihrer Freundschaft zu verdanken.
Wie aus einem Guss
Der junge Spanier Francesco Coll ist derzeit «composer in residence» bei der Camerata Bern. Er hat das Doppelkonzert eigens für Patricia Kopatchinskaja und Sol Gabetta komponiert.
Seit bald 20 Jahren musizieren die beiden Frauen miteinander. Sie sind so gut aufeinander eingespielt, dass selbst die schwierigsten Passagen bei ihnen beiden wie aus einem Guss erklingen.
Es ist ein dichtes, effektvolles Stück, das hier uraufgeführt wird – und das dank kluger Programmgestaltung auf offene Ohren stösst. Denn bereits davor gab es zeitgenössische Musik zu erleben: Werke von Igor Strawinsky und Alberto Ginasteras.
Ein Wermutströpfchen
Die Atmosphäre stimmt in der prunkvollen Stadtkirche Rheinfelden, doch der Hall packt in den hinteren Reihen alle Klänge in wohlige Watte.
Das ist der einzige Wermutstropfen des Solsberg-Festivals – denn fast alle Konzerte finden in atmosphärisch schönen, akustisch aber nicht immer idealen Kirchen statt.
Doch dies wird wettgemacht durch die vielen neuartigen Musikstücke, die man hier kennenlernen kann – neben dem Bewährten, das immer auch einen grossen Teil des Solsberg Festivals ausmacht.