«Der weisse Hai», «Star Wars», «Superman», «E.T.», «Jurassic Park», «Schindlers Liste», «Harry Potter» – die Liste der Blockbuster, für die John Williams die Musik komponiert hat, ist lang.
Ursprünglich wollte Williams Pianist werden. Er trat in seiner Heimatstadt New York sowohl als Klassik- wie auch als Jazzpianist auf. Dann gings nach Hollywood, wo er als Studiopianist mit Filmmusik-Grössen wie Bernard Herrmann zusammenarbeitete. Bald komponierte er selbst diverse sinfonische Werke, Solokonzerte und Kammermusik, um sich schliesslich auf Kompositionen für Film und Fernsehen zu spezialisieren.
Und das mit riesigem Erfolg: Er wurde zu einem der führenden Filmkomponisten, vertont seit den 1970er-Jahren Filme von Blockbuster-Regisseuren wie Steven Spielberg oder George Lucas.
Williams prägte den Hollywood-Sound und wurde mit unzähligen Preisen (unter anderem mit fünf Oscars) ausgezeichnet. Vor allem aber schaffte er es, dass Abermillionen von Menschen seine Titelmelodien mitsummen können.
Ohrwürmer im Stil der Spätromantik
Wie viele Filmkomponisten und -komponistinnen bleibt John Williams weitgehend dem grossorchestralen Klang der Spätromantik treu. Er orientiert sich an Pjotr Iljitsch Tschaikowsky, Richard Strauss und Richard Wagner und greift auch auf deren Kompositionstechniken zurück.
Viele seiner berühmtesten «Main Themes» ähneln sich: Er baut aus den Hauptstufen der Dur- und Moll-Tonleitern auf und verwendet gerne Quart- und Quintsprünge, die nach Aufbruch klingen.
Auch die Harmonik hält Williams in seinen Titelmelodien meist schlicht. So bleibt die Musik im Ohr und eignet sich bestens zum Nachsingen. Für den Drive sorgt der Rhythmus – der Marsch-Rhythmus scheint es Williams besonders angetan zu haben. Die Perfektion und Süffigkeit seiner Instrumentierungen ist kaum zu übertreffen, es klingt stets brillant und ist äusserst effektsicher.
So klingt der weisse Hai
Ein weniger mainstreamiger aber filmmusik-historischer Geniestreich gelang Williams mit seiner Musik zu «Der weisse Hai» (engl. «Jaws», 1975): Sie kling eher nach Igor Strawinsky und damit kantiger als andere seiner Kompositionen.
Aus einem simplen Halbtonschritt in den tiefen Streichern entwickelt er eine ausserordentliche Spannung, denn sobald dieser wiederholt, rhythmisiert und immer schneller und lauter wird, wird dem Publikum bereits durch die Musik und ohne Bild klar, dass sich hier eine Gefahr nähert.
Eine Melodie mit zauberhafter Aura
Mit dem Auftrag zur musikalischen Gestaltung der ersten drei Harry Potter Filme (ab 2001) sicherte er sich einen weiteren Grossauftrag. Auch die Titelmelodie zu dieser Reihe ist recht simpel aufgebaut, wären da nicht Williams’ geniale Eingebungen und sein untrügliches Gespür für Atmosphäre.
Der Melodie verleiht er mit wenigen eingestreuten hoch- oder tiefalterierten Tönen eine zauberhafte Aura. Diese wird verstärkt durch den geheimnisvollen Klang der Celesta, auf der das Thema zuerst alleine vorgetragen wird.
Die Musik als Vorahnung
Die Leitmotivtechnik verwendet Williams wie viele andere Filmkomponisten nach dem Vorbild von Richard Wagner. Für die Hauptakteure entwickelt er ein Motiv oder eine Melodie, die meist dann erklingt, wenn die Figur im Film auftritt. Oder aber wenn bloss über sie gesprochen wird, wenn sie im Hintergrund agiert.
Beispielsweise Anakin Skywalker im Film «Star Wars: Episode I», dessen Zukunft Williams schon früh musikalisch andeutet und dem Bild vorwegnimmt, indem er das berühmte «Darth Vader»-Marschmotiv andeutet oder erklingen lässt.
Heute feiert der in Los Angeles lebende John Williams seinen 90. Geburtstag – und komponiert fleissig weiter. Er schreibt bereits an einer neuen Filmmusik zum fünften Teil von Indiana Jones.