Ein Becken, das zu 88% aus Kupfer besteht und zu 12% aus Zinn, macht einen ziemlich harten Ton. Je weniger Zinn, desto härter. Anders herum: Je mehr Zinn, desto weicher, desto wärmer. Er weiss das natürlich: Fritz Hauser, der Schlagzeuger, Improvisator, Komponist, Klangkünstler, Klangtüftler.
Und er weiss noch viel mehr. Schliesslich ist er seit 50 Jahren im Geschäft, der musikalische Geschichtenerzähler par excellence. Heute wird er 70 Jahre alt.
«Sein Schaffen ist stets geprägt von Präzision, minimaler Gestik und fast schon sakraler Reinheit, die zu einer magischen Bühnenpräsenz werden.» So war es in der Begründung zu lesen, als Fritz Hauser vergangenes Jahr einen der Schweizer Musikpreise verliehen bekam. Wer hätte das gedacht.
Vom jungen Wilden zum «Klangwerker»
In seinen Zwanzigern, damals noch mit struppiger Mähne, machte er als Schlagzeuger der Artrockgruppe Circus die Musik unsicher. Laut war das. Wild und frei. Ein paar Jahre dauerte dieses unstete Leben, dann begann Hauser, eigene Wege zu gehen.
Heute bezeichnet er sich selbst gern als «Klangwerker». Denn seine Improvisationen, Soloprogramme, Kompositionen haben viel mit Handwerk zu tun. Ebenso wie seine interdisziplinären Projekte mit Lichtgestalterinnen, Regisseurinnen, Architekten, Musikerkollegen oder auch mit dem Publikum. Doch neben dem Handwerk braucht es auch die Fantasie.
Der leise Ton macht die Musik
Vor allem haben seine Werke aber mit Stille zu tun. Paradox? Bei diesem so lauten Instrument Schlagzeug? Oh nein. Erstens kann dieses Instrument aus hunderten Einzelinstrumenten bestehen – alles und jedes kann zum Schlagzeug werden, auf allen möglichen Materialien kann man trommeln, kratzen, quietschen.
Zweitens ist die Stille das, was die Musik gestaltet. Stille erweckt Erwartungen und lässt alle Fantasien zu.
Für Hauser ist Schlagzeugspielen keine Sportart, vielmehr setzt er abstrakte Zeichen in den Raum. Dem Publikum fällt dann die Aufgabe zu, diese zusammenzusetzen. Dass er schnell und laut spielen kann, braucht er nicht zu demonstrieren.
Und die Inspiration? «Es gibt immer wieder Phasen, in denen mir nichts einfallen will. In diesen halte ich es mit dem Regisseur Stanley Kubrick, der sagte: ‹nichts inspiriert mich mehr als die Inspiration›. Gehe ich in solchen Zeiten ins Museum oder schlage ich ein Buch auf, braucht es relativ wenig, bis mein Motörchen wieder zu brummen beginnt.»
Die Welt zum Singen bringen
Seit Fritz Hauser entdeckte, dass Schlagzeug buchstäblich alles sein kann und dass er mit den unterschiedlichsten Materialien und Stoffen die Welt bespielen kann, versucht er, die Welt zum Singen zu bringen. Das kann laut sein, natürlich, vor allem aber ist es vielschichtig, poetisch und voller Fantasie.
Egal, ob Hauser, wie vor einigen Jahren, die Therme Vals oder das Castel Burio im Piemont bespielt, oder, wie derzeit, das Museum Tinguely beschallt. Ob er, wie demnächst, mit 15 Kolleginnen und Kollegen das Basler Kunstmuseum klanglich untersucht – und so in wandernde Klangwellen, brausende Tonbündel und feine Geräuschtupfer taucht und Architektur akustisch erlebbar macht:
Fritz Hauser weckt die Urinstinkte in uns. Schliesslich sitzen wir doch alle gern am Lagerfeuer und hören den Geschichten zu.