1936 in Mungnau im Emmental geboren, wurde Urs Frauchiger Cellist und Musikwissenschaftler. Er war Generalsekretär der europäischen Musikhochschulen, leitete das Berner Studio des Schweizer Radios DRS und machte selbst Hunderte von Radiosendungen, darunter bekannte Formate wie «Top Class Classics» und «Wär isch es – Ein musikalisches Suchbild».
In seiner nächsten Station wurde er Direktor des Konservatoriums Bern, ehe er schliesslich Leiter der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia wurde. In dieser Funktion verteidigte Frauchiger stets Kultur und Kulturschaffende gegen eine seiner Ansicht nach sparwütige Politik.
Kenner und Kritiker
Natur, Literatur und vor allem Musik waren seine Themen: Über Mozarts Zauberflöte konnte Urs Frauchiger genauso philosophieren wie über das Wandern in der Toskana auf den Spuren von Pinocchio oder über den unvergleichlichen Ton des Cellisten Pablo Casals.
Sehr leichtfüssig kam das meist daher, was Urs Frauchigers Systemkritik auf eine ganz besondere, geradezu charmante Art gefärbt und imprägniert hat. Denn er hatte einiges zu kritisieren und hielt damit auch nicht hinter dem Berg. Dass er auch anders konnte, deutete sich schon bei seinen Buchtiteln an: «Was zum Teufel ist mit der Musik los?» oder «Entwurf Schweiz. Anstiftung zur kulturellen Rauflust».
Mit Lärm gegen Lärm
Wenn junge Menschen durch die enormen Lärmpegel in den Clubs schwerhörig würden, sei das zwar bedauerlich, aber wohl notwendig, um sich mit eigenem Lärm gegen den Lärm der Welt zu wehren.
Im selben Atemzug zitierte er eine Prophezeiung von Arthur Honegger, wonach die Menschen eines Tages nicht mehr in der Lage sein werden, halbe von ganzen Tönen zu unterscheiden. Frauchiger unterschied zwischen dem rein physischen «Hören-Können» und dem «Zu-Hören-Wissen». Letzteres müsse gelernt sein.
Schwarz-Weiss-Maler?
Zynisch wurde Frauchiger gelegentlich als Schwarz-Weiss-Maler bezeichnet. Doch dieser erwiderte, dass es nur logisch sei, zuzuspitzen und sich mit Leidenschaft für das zu engagieren, wofür man brenne. Denn nur mit dem eigenen Enthusiasmus könne man auch andere Menschen für eine Sache begeistern.
Das versuchte Urs Frauchiger ständig: Er setzte sich ein für eine bessere Musikerziehung, stritt und debattierte über musikalische Umweltverschmutzung, sprich: belanglose Berieselung, und mischte sich ein. Immer. Und letztlich glaubte er, auch wenn er manchmal poltern konnte, an das Gute im Menschen.
Am 27. September starb Urs Frauchiger im Alter von 87 Jahren, wie seine Familie mitteilte.