Das Werk in Loděnice schaut auf eine lange Tradition zurück. In den 1950er-Jahren fing hier die Produktion der staatlichen tschechoslowakischen Supraphonplatten an. Nach 1989 wurde das Unternehmen privatisiert. Es stellte auf die Produktion von CDs und DVDs um, stieg ins Geschäft mit Verpackungen ein – und produzierte nebenbei weiterhin jedes Jahr ein paar Schallplatten.
Als Vinyl nach der Jahrtausendwende wieder in Mode kam, war man vorbereitet. Heute produziert GZ Media einen Fünftel aller Schallplatten weltweit. Die schwarzen Scheiben sehen immer noch so aus wie vor fünfzig Jahren. Doch die Produktion hat sich verändert.
1. Mastering: die Aufnahme wird für Vinyl aufbereitet
Ein Tontechniker prüft digitale Musikfiles am Computer und passt sie den Bedürfnissen des Vinyls an. Das analoge Mischpult mit den vielen Knöpfen im Vordergrund kommt nur noch zum Einsatz, wenn ein Kunde ein Tonband vorlegt und auf einer rein analogen Produktion besteht.
2. Schneiden: aus Einsen und Nullen wird eine Rille
Ein Diamant übersetzt das musikalische Signal in Bewegung und hinterlässt auf der sich drehenden Kupferscheibe eine Kratzspur: die Tonrille. Neue Schneidmaschinen gibt es nicht. Weltweit liefern sich Plattenproduzenten einen Wettbewerb um alte Maschinen und Ersatzteile.
3. Der Stempel: aus Eins mach Tausend
Von der geschnittenen Kupferplatte, einem Unikat, werden Stempel abgezogen. Das sind Negative der zuvor geschnittenen Kupferplatte. Die Arbeiterin zeigt den verchromten Stempel, bevor sie ihn in die Plattenpresse einsetzt und mit der Produktion beginnt.
4. Hitze und Druck
Gut dreissig Plattenpressen stehen in der Produktionshalle von Loděnice. Deren Versorgung ist nicht ohne, denn diese Maschinen sind durstig: Es braucht 180 Grad und 100 Tonnen Druck, um eine Schallplatte zu pressen.
5. Die Zutaten: Zwei Etiketten und ein Vinylkuchen
Für eine Schallplatte braucht es nur je ein Label aus Papier für die A- und die B-Seite sowie 140 Gramm Vinyl in Form eines Kuchens. Auf Wunsch wird der Vinylkuchen auch mit Streuseln versehen.
6. Pressen: Dauerschichtbetrieb
Die Pressen in Lodenice laufen rund um die Uhr, 7 Tage die Woche. Die Arbeiterinnen schieben 12-Stunden-Schichten und verdienen umgerechnet 1200 Franken. Label, Kuchen, Label – und los geht’s. In 20 Sekunden ist die Schallplatte gebacken.
7. Wie hätten sie’s denn gern?
Vinyl ist Plastik, im Wesentlichen PVC. Es ist eigentlich milchig-durchsichtig. Auch die klassische, schwarze Schallplatte ist also eingefärbt. Bunte Schallplatten sind derzeit sehr beliebt. Die Fans streiten sich, ob sie besser, schlechter oder gleich gut klingen.
8. Qualitätskontrolle: ein Roboterjob
Vier Plattenspieler spielen fertige Schallplatten ab. Das menschliche Ohr ist nicht gefragt. Ein Roboter hört sich alles an. Erst wenn er einen Fehler meldet, hört eine Arbeiterin nach. Wir sind in Tschechien: Über allem wacht Gott. Karel Gott.
9. Das Ergebnis: Nicht nur Schallplatten
24 Millionen Schallplatten produziert GZ Media dieses Jahr, oder etwa 65‘000 Stück am Tag. Übrig bleibt auch ziemlich viel Vinyl, das nicht ganz exakt in die Form einer 30 Zentimeter grossen und 2 Millimeter dicken Scheibe mit Mittelloch findet.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 29.11.2016, 17:45 Uhr.