2008 bei Kurt Aeschbacher: Eliana Burki steht leicht erhöht auf einer Treppenstufe, ihr Alphorn ragt auf die Bühne. Sie spielt nur im Duo mit Schlagzeug und doch erklingt eine ganze Band.
Eliana Burki schichtet per Loop-Gerät Harmonien übereinander. Bluesige und kratzige Töne entlockt sie ihrem Alphorn als wäre es eine Jazz-Posaune. Dieser Auftritt machte die damals 24-Jährige in der ganzen Schweiz bekannt.
Nicht traditionell, sondern funky
Um ihren Stil zu beschreiben, kreierte Eliana Burki selbst den Begriff «Funky Swiss Alphorn». Ihr Weg war ein musikalisch eigenständiger: In der Tradition von Hans Kennel und Arkady Shilkloper vermischte sie das Alphorn mit Jazz, Funk und Blues.
Sie konnte grooven auf diesem sperrigen Instrument, für das sie sich eigens ein Mundstück mit Ventilen anfertigen liess. Eliana wollte mehr spielen können, als nur die Naturtöne.
Ihr langjähriger Bandkollege Adriano Regazzin beschreibt ihre Virtuosität so: «Sie war eine beeindruckende Solistin, die schwere Läufe in klassischen Stücken genauso spielen konnte, wie überraschende Improvisationen.» Sie trat aber nicht nur mit Jazzband auf, sondern auch im Klavierduo mit ihrer Mutter oder mit Sinfonieorchester.
Der Gartenschlauch als Musikinstrument
Das Alphorn war Eliana Burkis Instrument. Dabei kam sie nicht aus einer Volksmusikfamilie, sondern wuchs im Kanton Solothurn mit klassischer Musik auf.
Mit sechs Jahren hörte sie durch Zufall ein Alphorn und war begeistert, sogar in die Ferien nahm sie einen Gartenschlauch mit Mundstück mit, um üben zu können. Mit zehn Jahren gab sie die ersten Konzerte. Am liebsten hätte sie Alphorn studiert. Das war damals an der Basler Musikhochschule aber nicht zugelassen – also belegte sie Klavier und Gesang.
Eliane Burki wurde mit ihrer Art Alphorn zu spielen und ihren Kompositionen schnell zu einer Art musikalischen Botschafterin: 1999, da war sie 16, vertrat sie die Schweiz an einem Weltkongress in Paris. 2002 brachte sie Swissness an die Expo. Durch Eliana konnte sich die Schweiz frisch und modern, aber in der Tradition verankert zeigen.
Kritisch beäugt von der Musikszene
Ein gewisser Teil der Musikwelt nahm sie mit diesem Ansatz aber nicht ernst: Für die Jazzer war da zu viel Show, zu viel Kommerzialisierung, zu wenig Personalstil. Vonseiten der Volksmusik kam Kritik, weil sie bewusst nicht in Tracht spielte und die gängigen Regeln des Alphornspiels über Bord warf. Aber gerade das war ihr Verdienst.
Eliana Burki war bekannt als eine, die ihr Ding machte. Dabei hat sie sich in einer männerdominierten Szene nicht davon beirren lassen, sexualisiert und unterschätzt zu werden. «Sie hat natürlich auch mit dem Image des blonden Girls mit dem Alphorn gespielt und ist mit dummen Sprüchen souverän umgegangen», sagt Bandkollege Adriano Regazzin.
In den letzten Jahren war sie in den Medien weniger präsent. Zuletzt trat sie im Sommer am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Pratteln auf. Nun teilte ihr Labe Künstlerhafen mit, dass die 39-Jährige verstorben ist. Die Nachricht über ihren Tod kam überraschend. Dass sie einen bösartigen Hirntumor hatte, war bis anhin nicht bekannt.