Pat Martino hätte das Zeug zu einer grossen Karriere gehabt. Doch die Gesundheit spielte nicht mit. Bereits 1980 brauchte es zwei Not-Operationen, um den damals 36-Jährigen ins Leben zurückzuholen. Ein Gehirn-Aneurysma hatte weite Teile seines Gedächtnisses unzugänglich gemacht.
So wurde einer der brillantesten Jazzgitarristen seiner Generation in vollem Flug aus dem Rennen genommen. Als Jazzmusiker kannte er unzählige Songs und ihre Harmonien, konnte blitzschnell reagieren und improvisieren. Und auf einen Schlag hatte er keinen Plan mehr.
Aufrappeln mit Geduld
Vier Jahre brauchte Pat Martino, um sich wieder auf eine Bühne eines Jazzclubs zu wagen. In seiner Heimatstadt Philadelphia hatte man ihn nicht vergessen. Und da kannte man ihn auch noch unter seinem Geburtsnamen Pat Azzara.
Eine triumphale Rückkehr inszenierte er dabei nicht. Er begann wieder mit lokalen Auftritten und entwickelte seine geniale Improvisationskunst geduldig neu.
Und noch ein Rückschlag
1994, zehn Jahre später, musste ihm ein Gehirntumor entfernt werden, der erneut alles in Frage stellte. Wie viele Rückschläge kann einer verkraften, der schon als Teenager die Bewunderung seiner Kollegen auf sicher hatte?
Martino wusste um seine Fähigkeiten. Aber auch um die harten Realitäten des amerikanischen Gesundheits- und Sozialsystems. Ihm blieb gar keine Wahl, als auf das zu setzen, was er konnte: Gitarre spielen, jazzmässig improvisieren.
Was bleibt?
Die Biografie von Pat Martino hätte Stoff für ein Hollywood-Drama geliefert. Aber was bleibt von einem, der mit einem Riesentalent gestartet war und dann immer wieder Widerstände zu überwinden hatte?
Pat Martino war ein Gitarrist, der sich klar an seinem grossen Vorbild Wes Montgomery orientierte und dessen eigene technische Fähigkeiten nicht hinter Montgomery zurückstanden. Die Klarheit und Brillanz seiner Linien ist unübertroffen.
Auch Experimenten war Martino nicht abgeneigt. 2001 spielte er mit den Philadelphia-Spezies Uri Caine und Christian McBride sowie dem Hip-Hop-Star Questlove. Er blieb dabei konsequent Pat Martino, einer der besten Jazzgitarristen aller Zeiten.