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Mit 88 Jahren gestorben Countrymusiker Kris Kristofferson: ein prägender Songpoet

Countrymusiker Kris Kristofferson war nicht nur einer der prägendsten Songpoeten der amerikanischen Musikgeschichte, sondern auch preisgekrönter Schauspieler. Ein Nachruf.

«Freedom’s just another word for nothing left to lose» – «Freiheit ist bloss ein anderes Wort für nichts mehr zu verlieren haben». Die berühmte Zeile aus «Me and Bobby McGee» half, Kris Kristofferson 1970 als Nashvilles Hippie-Poeten auszurufen und die Countrymusik in eine neue Ära zu führen. Im Jahr darauf machte Janis Joplin den Song postum zum Welthit.

Nun ist Kris Kristofferson im Alter von 88 Jahren friedlich zu Hause auf Maui, Hawaii, gestorben. Über die Todesursache gab es zunächst keine Angaben.

Kris Kristoffersons Weg nach Nashville war anders als bei allen vor und nach ihm. Der gebürtige Texaner hatte in Oxford Literatur studiert, eine Armee-Karriere begonnen und hätte an der Militärakademie von West Point englische Literatur unterrichten können.

Zwei Sänger auf der Bühne, die Mikrofone benutzen.
Legende: Kris Kristofferson im Duo mit seiner damaligen Frau Rita Coolidge bei einem Konzert im Zürcher Kongresshaus. (23.4.1978) KEYSTONE / PHOTOPRESS-ARCHIV / Str

Das Angebot schlug er aus, riskierte dafür ein Leben als Songwriter in Nashville, geriet damit in den Bannstrahl seiner enttäuschten Eltern und landete den ersten Job: Als Studio-Abwart konnte er 1966 Bob Dylan bei den Aufnahmen zu «Blonde on Blonde» über die Schulter schauen.

Poetischer Country-Sound

Mit seinem Hintergrund in klassischer Literatur und seiner Faszination für Countrymusik schuf Kristofferson eine neue, sinnliche, ungeschminkte Song-Poesie, die in Nashville bei anderen Künstlern auf offene Ohren stiess.

Gleich vier Songs aus Kristoffersons 1970er-Debütalbum wurden Nummer 1-Hits: neben «Me and Bobby McGee» auch «Help Me Make It Through the Night» mit der souligen Stimme der damaligen Newcomerin Sammi Smith, «For the Good Times» dank Altmeister Ray Price. Und «Sunday Morning Coming Down» mit Johnny Cash und der Textzeile «I’m wishing, Lord, that I was stoned» – «bekifft».

Die Hippiekultur hielt mit Kristoffersons Worten und Cashs Stimme damit auch in Nashville Einzug. Cash hatte sich souverän um den Wunsch der Bosse seiner TV-Show foutiert, das Wort «stoned» mit dem harmlosen «home» zu ersetzen.

Kristofferson hatte allerdings bereits im Vorfeld dafür gesorgt, bei Johnny Cash einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen: Der ausgebildete Armee-Helikopterpilot landete eines Tages in Cashs Garten – mit einem Bier in der einen und einer Kassette mit seinen neusten Songs in der anderen Hand.

Nur zwei eigene Hits

Kristofferson konnte als Solo-Künstler nur einen einzigen Hit verbuchen: 1973 mit «Why me».

Seinen zweiten – «Highwayman» – feierte er 1985 im Quartett mit Johnny Cash, Willie Nelson und Waylon Jennings als The Highwaymen. Sie seien schon immer seine grössten Helden gewesen, meinte er im Rückblick und konnte es kaum zu fassen, dass sie ihn – den ehemaligen «Abwart» – in ihre Reihe aufgenommen hatten.

Musiker spielt Gitarre und Mundharmonika auf der Bühne.
Legende: «Ich singe wie ein Frosch», sagte Kris Kristofferson über sich selbst. Hier bei einem Konzert im American Music Theatre in Lancaster, Pennsylvania. (12.4.2019) Keystone / Owen Sweeney / Invision / AP

Kristofferson selbst brillierte nie als Sänger, geschweige denn als Gitarrist. Er war in seinen Konzerten auch immer der Erste, der die Mankos selbstironisch kommentierte. Umso charmanter, abgeklärter und souveräner bleibt deshalb seine Bühnenshow in Erinnerung – immer auch wieder anlässlich seiner Auftritte in der Schweiz.

Kristofferson im Kino

Ab 1971 profilierte sich Kristofferson auch auf der Leinwand: ob als Outlaw in «Pat Garrett and Billy the Kid», als Trucker im Roadmovie «Convoy», als Sheriff-Ekel im Kriminaldrama «Lone Star», oder als Rockstar in «A Star Is Born» an der Seite von Barbra Streisand. Dafür erntete er 1976 einen «Golden Globe».

Mehrere Männer in Westernkleidung vor einer alten Gebäudewand.
Legende: Kris Kristofferson (2. von links) als Hauptdarsteller im Film «Pat Garrett & Billy The Kid: The Special Edition» von Regisseur Sam Peckinpah. Keystone / AP Photo / Berlinale

Seine Sterblichkeit machte er 2013 zum Titel seines Albums: «Feeling Mortal».

Programmhinweis

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Am 4. Oktober 2024 um 23:55 sendet SRF 1 den Film «Convoy» mit Kris Kristofferson in der Rolle als Martin «Rubber Duck» Penwald.

Radio SRF 4, Nachrichten, 30.09.2024, 08:00 Uhr. ; 

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