Nach Angaben von japanischen Medien starb Seiji Ozawa am 6. Februar an Herzversagen in seinem Zuhause in Tokio. Der kleine, drahtige Japaner mit den vielen Lachfalten wurde oft als «Energiebündel» oder als «Hunderttausend-Volt-Dirigent» beschrieben.
Ozawa wurde 1935 in der chinesischen Provinz Mandschurei geboren, damals eine japanische Kolonie. Er lernte Klavier, brach sich jedoch als Teenager beim Rugbyspielen zwei Finger und wechselte zum Dirigieren.
1959 zog er ins Ausland und traf einige der grössten Klassik-Stars. Seine Karriere führte ihn unter anderem zu Orchestern in Chicago, Toronto und San Francisco.
Lange Karriere in Boston und Wien
Der frühere Assistent Herbert von Karajans und Leonard Bernsteins verbrachte drei Jahrzehnte als Musikdirektor beim Boston Symphony Orchestra, wo ein Konzertsaal nach ihm benannt wurde. Sein breites Repertoire begeisterte ebenso wie die klangliche Brillanz, die der Japaner mit dem Orchester erreichte.
2002 wechselte er an die Wiener Staatsoper, wo er sich als Musikdirektor vor allem seiner lange heimlich gehegten Liebe Oper widmete. Ozawa stellte seine breite Kennerschaft von Mozart bis Krenek unter Beweis. Zuletzt plagten den Japaner jedoch zunehmend gesundheitliche Probleme.
Als 2010 bei Seiji Ozawa eine Krebserkrankung ausbricht, zieht er sich weitgehend aus dem Konzertleben zurück. Er legt seinen Posten als Musikdirektor in Wien hin. Sichtlich gealtert, mit weissem Haar und zerfurchtem Gesicht, kehrt er Jahre später auf die Bühne zurück. Er dirigiert gelegentlich japanische Orchester wie das Mito Chamber Orchestra.
Eines seiner letzten Konzerte dirigiert Ozawa im Herbst 2021 mit den Wiener Philharmonikern und dem langsamen Satz auf einem Mozart-Divertimento.