1. Elza Soares: Maria da Vila Matilde
«Musik ist Protest», sagte die etwa 80-jährige Sängerin Elza Soares zur Veröffentlichung ihres 37. Albums «A Mulher do Fim do Mundo» (Die Frau am Ende der Welt). Darauf verhandelt die brasilianische Sambakönigin den Tod eines Crack-süchtigen Transvestiten oder auch häusliche Gewalt – im Song «Maria da Vila Matilde» etwa singt sie: «Cê vai se arrepender de levantar a mão pra mim» («Du wirst es bereuen, die Hand gegen mich erhoben zu haben»). Musikalisch stürzt sie sich beim aktuellen Album mit Avantgarde-Künstlern aus São Paulo in einen für sie neuen, «dreckigen Samba», eine Verbindung von Rock, Free-Jazz und Noise Music.
2. Iara Rennó: Mama-Me
Iara Rennó beschäftigt sich seit Langem mit dem Thema Weiblichkeit. Zuletzt in ihrem Musikvideo zum Song «Mama-Me». Sie provoziert darin mit Frauen jeglichen Alters, die ihre Brüste zeigen. Der Song ist auf dem Album «Arco» (Bogen) erschienen, beteiligt sind dabei nur Frauen. Als Gegenpol dazu hat sie gleichzeitig das Album «Flecha» (Pfeil) veröffentlicht, bei dem nur Männer mitmachen. Damit will sie das Thema Frau – Mann als Diskussion lancieren.
3. MC Soffia: Menina Pretinha
Die jüngste Aktivistin im Kampf für Frauenrechte ist die 12-jährige Rapperin MC Soffia. Seit sechs Jahren rappt sie, international bekannt wurde sie bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele diesen Sommer, an der sie gemeinsam mit der Rapperin Karol Conka aufgetreten ist. Mit ihren Texten will MC Soffia das Selbstbewusstsein der noch immer unter Rassismus leidenden afrobrasilianischen Frauen stärken: «Barbie ist cool, aber ich bevorzuge die afrikanische Makena» (schwarze Puppe), rappt sie im Song «Menina Pretinha» («Kleines, schwarzes Mädchen»). Neben Rassismus thematisiert sie in ihren Songs auch die Geschichte der Sklaverei.
4. Karol Conka und MC Carol: 100% Feminista
Für den Song «100% Feminista» haben sich die zwei führenden Rapperinnen und feministischen Aktivistinnen verbündet: Die brasilianischen Rap-Königin Karol Conka und MC Carol. Über den basslastigen Clubsound rappen sie über häusliche Gewalt und Einschüchterungen von Frauen durch gewalttätige Ehemänner.
5. Karina Buhr: Eu Sou Um Monstro
«In Brasilien leben wir im Mittelalter, was Frauenrechte betrifft», sagt die Sängerin Karina Buhr. Auf ihrem aktuellen Album «Selvática» (Ungezähmt) zeigt sie sich mit nacktem Oberkörper und einem Dolch in der Hand. Facebook löschte das Cover auf ihrem Profil augenblicklich. Während Wochen luden Fans das Bild immer wieder auf die Plattform bis die Facebook-Zensoren kapitulierten. Und auch textlich setzt Karina Buhr Statements: Im Song «Eu Sou Um Monstro» stellt die Sängerin klar: «Heute will ich nicht über Schönheit sprechen, ich höre, sie nennen mich Prinzessin. Ich bin ein Monster.»
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Jazz & World aktuell, 22.11.2016,20:00 Uhr