In eine andere Epoche eintauchen, die Jeans und das T-Shirt gegen ein elegantes Gewand oder eine Ritterrüstung eintauschen: Mittelalter-Rockbands wie Saltatio Mortis, auf Deutsch Totentanz, aus Karlsruhe haben den Soundtrack dazu.
Sie mischen Mittelalterinstrumente mit Punk-Rock, singen von Heldentaten und Freundschaft, tragen Kostüme, haben lange Haare und sind bekannt für ihre wilden Bühnenshows. Das kommt an: Mittelalter-Rockbands touren über die Mittelaltermärkte Europas, füllen mittlerweile aber auch ganze Konzerthallen.
Spielleute der Moderne
Doch obwohl Saltatio Mortis eine Mittelalter-Rockband ist, handeln die Texte der Band nicht allein von mittelalterlichen Themen wie Siegfried und Brünhild, sondern sie sind politisch und durchaus gegenwartsbezogen.
«Wir sind Spielleute der Moderne. Mit unseren Texten nehmen wir Stellung zu aktuellen Themen, wie einst die Spielleute im Mittelalter», sagt Lasterbalk der Lästerliche. Er ist Bandchef, Schlagzeuger und Haupttexter von Saltatio Mortis.
Mit Musik gegen Populismus
Kunst habe die Chance Gesellschaftsbilder zu verändern. «Musik mag keine Lösung sein, aber ein Dorn im Ohr», singen die Totentänzer. Das sei die Quintessenz: «Man kann heute keine Kunst machen und sich um den zunehmenden Rechtsrutsch der Gesellschaft drücken. Das ist nicht nur feige, sondern auch dumm», so Bandchef Lasterbalk.
In Anlehnung an die Spielleute der Moderne blickt die Mittelalter-Band rockend und kritisch fragend auf unsere Welt und unsere Gesellschaft.
Sie gehen kreativ mit dem mittelalterlichen Erbe um. In ihren Texten machen sie sich gegen Atomkraft, Fake News und Populismus stark. Gleichzeitig bedienen sich die Musiker bei Komponisten wie Guillaume de Machaut aus dem 14. Jahrhundert.
Mittelalter und Rock – ein ungleiches Paar
Neugierig und unbefangen toben sich Saltatio Mortis mit ihren mittelalterlichen Instrumenten und einer ordentlichen Portion Rock durch unsere Welt. Das Mittelalter und Rockmusik – auf den ersten Blick eine seltsame Kombination.
Zumindest musikalisch werfe der Mix aus archaischen Instrumenten und modernem Rock viele Probleme auf, so Lasterbalk. Der Dudelsack etwa sei in einer Tonart verhaftet, Rockstücke wechselten die Tonarten.
«Man braucht also eigentlich für jede Tonart einen anderen Sack. Wir tricksen ganz viel und haben trotzdem immer einen halben LKW voller Mittelalterinstrumente dabei.»
Auf einen zweiten Blick aber passen die beiden Elemente Mittelalter und Rock durchaus zueinander, ist Bandleader Lasterbalk überzeugt: «Wenn man als volksnaher Spielmann auf einen Marktplatz kam und dort ein Dorffest bespielt hat, war das im Prinzip nichts anderes als ein Rockkonzert.»
Man habe sich hübsch gemacht und es wurde getanzt. «Ich glaube, dass solch ein Klangerlebnis auch den Menschen des 21. Jahrhunderts nicht kaltlassen würde.» Denn: Ein bisschen aus der Alltagswelt ausbrechen, am besten mit farbenfrohen Kostümen und Gleichgesinnten – wer will das denn nicht?