Vinyllastig habe es geklungen im Hause Kaenzig, denn dort gab es ein Zimmer voller Schallplatten. Und ein Sofa. Dorthin zog man sich zurück und hörte sich in neue Welten hinein: Bob Dylan, Led Zeppelin, die Mutter eher Beatles, der Vater die Stones. Aber «klick» hat es bei Anna Kaenzig erst gemacht, als sie die Schallplatte von Bonnie Raitt in die Finger bekam.
Das Kind wusste schon früh, was es wollte: eine Gitarre. Richtigen Terror habe sie gemacht, bis die Eltern alle pädagogischen Einwände über Bord warfen und der 5jährigen ein Instrument kauften. Noch heute gehört die Gitarre zu ihr – auf der Bühne, aber auch beim Schreiben neuer Songs: «Wenn ich komponiere, kommen zuerst die Akkorde, die Melodie-Linie. Ich komponiere mit der Gitarre. Und die Texte schreibe ich dann auf das ganze Gerüst.»
Vielfarbiges Arrangement
«Slideshow Seasons» – so heisst ihre neue CD, elf ziemlich melancholische Songs, die sie zusammen mit ihrer Band fein und vielfarbig und immer wieder überraschend arrangiert hat. Ein Klavier kommt darin vor, ein Glockenspiel, ein bisschen Geige und sogar vierstimmiger Gesang. «Dazu brauchte es richtig viel Überzeugungsarbeit», sagt Anna Kaenzig, «dabei singen die Jungs so schön!»
Zeitreise mit Dias
Am Anfang der neuen CD stand eine Kiste voller alter Dias, die sie Zuhause gefunden hatte, alte Kodachrome-Dias ihrer Grosseltern. Anna Kaenzig besorgte sich einen Projektor und tauchte einen Tag lang ein in vergangene Zeiten. Ihre Songs, die sie danach schrieb, erzählen von Geistern und Dämonen, von Briefen, die nicht ankommen, von Gefühlen, die wegschmelzen und von Löchern im Herzen.
Freude und Leid
Manchmal wird’s fast ein bisschen viel mit der Schwermut. Aber Anna Kaenzig betont, dass sie gerne lebt.
Immer wieder taucht das Wort «Home» auf: «Far away from home – I will make my way back home – and they all went home.» «Home», Daheim, das ist Zürich, sagt sie, wo alle ihre Freunde sind und wo ihre Familie ist. Aber «Home» ist noch tiefer im Herzen drin.