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Johann Sebastian Bach im Porträt.
Legende: Bach lässt sich immer wieder neu interpretieren (Porträt von Elias Gottlob Haussmann). Wikimedia / William H. Scheide

Musik Auch für Breakdancer ist Bach eine Inspiration

Vom Schaffhausener Munot aus lässt sich auf den Mount Everest blicken – zumindest musikalisch. Denn Johann Sebastian Bach, das musikalische Übergebirge, ist zum 25. Mal das zentrale Thema am Bachfest Schaffhausen. Wobei dieser «Musikberg» noch immer für Überraschungen gut ist.

Was wurde nicht schon alles über die Musik von Johann Sebastian Bach gesagt. Sie sei perfekt durchkonstruiert. Oder aber von einem tänzerisch-improvisierten Geist durchzogen. Und sie sei im theologischen Weltbild des 18. Jahrhunderts fest verankert – wobei dieses einmal klar protestantisch ist, dann wieder über konfessionellen Fragen steht und überhaupt über die Zeiten verständlich ist.

Über die Landesgrenzen

Oder zum Beispiel 1935, als der 250. Geburtstag von Bach gefeiert wurde: Da galt der Komponist als Zeichen einer international verständlichen Musik – bei denen nämlich, die auch über die jeweiligen Landesgrenzen hinausschauen wollten. Anders als in Nazideutschland, wo Bach selbstverständlich einer der «deutschesten» Komponisten war. 1946, nach dem Zweiten Weltkrieg, entstand in Schaffhausen die Internationale Bachgesellschaft, und es gab ein erstes «Bachfest»: Da war Bachs Musik das musikalische Versöhnungszeichen aus der Schweiz ins zerbombte Deutschland.

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Jedes Jahr ein anderer Aspekt

Das Bachfest Schaffhausen findet seither alle drei und neu alle zwei Jahre statt. Und es sucht jedes Mal einen Aspekt dieses musikalischen Übergebirges neu herauszuschälen. Etwa Bachs Bezug zu Italien oder der zum Tanz. Dieses Jahr, zur 25. Ausgabe, heisst das Motto «Bach festlich». Natürlich erklingen Bachs Festmusiken: drei seiner Hochzeitskantaten oder die Geburtstagskantaten, die Bach für den Köthener Hof komponierte und die der Dirigent Alexander Ferdinand Grychtolik erst wieder rekonstruieren musste.

Und es gibt auch eine eigene Jubiläumskantate. Rudolf Lutz, der Dirigent der Bach-Stiftung St. Gallen, hat sie neu komponiert «à la Mode de Bach» – also quasi in einem heute modernen Retro-Look. Nicht als eigentliche Bach-Kopie. Aber er sei dermassen in dieser Musikwelt zu Hause, sagt Lutz, dass sein eigener Barock-Fundus das neue Stück eingefärbt habe.

So gibt es Chöre, Arien und Rezitative wie bei einer Bach-Kantate. Und auch ein, zwei direkte Bach-Anspielungen hat er eingebaut. Sonst ist vieles unbewusst gelaufen. Bach ist für Lutz das Matterhorn, besser: der Mount Everest der Musik, wie er sagt. Er selber stehe etwa auf den Waldhöhen des Randen bei Schaffhausen.

Breakdance trifft auf Bach

Und noch einen anderen Bezug zum heutigen Bach gibt es an diesem Jubiläumsfest: Die Flying Steps, vierfache Weltmeister auf ihrem Gebiet, tanzen die Kunst des Kontrapunkts.

Da treffen Breakdance-Choreographien auf die Präludien und Fugen von Bachs «Wohltemperiertem Klavier». Auch mit elektronisch verfremdeten Beats. Ob das Bach gefallen hätte? Das wissen wir natürlich nicht. Es ist aber auch nicht so wichtig: Bach ist ja gerade deshalb der Mount Everest der Musik, weil jede Generation ihn sich neu zu eigen machen kann. Also auch die Jungen heute.

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