Eigentlich ist Bruno Spoerri ja Jazzmusiker. Er gehörte zu jenen jungen Männern, Gymnasiasten zumeist, die Anfang der 50er-Jahre die neue Musik für sich entdeckten. Und die sich an ihrem alljährlichen Klassentreffen, dem Zürcher Amateur Jazzfestival, zusammenfanden, um sich zu messen und die Besten unter sich auszumachen. Spoerri gehörte von Anfang an dazu.
Das Werbefernsehen war geboren – es fehlte die Musik
Jazz in der Schweiz war damals ein Amateurvergnügen. Niemandem wäre es in den Sinn gekommen, mit Jazz seinen Lebensunterhalt bestreiten zu wollen. Für ehrgeizige und talentierte Musiker allerdings gab es schon bald neue Betätigungsfelder – bei den damaligen neuen Medien, dem Film und dem Fernsehen.
Im Februar 1965 schlug im Schweizer Fernsehen die Geburtsstunde des Werbefernsehens. Ab sofort mussten Spots in 20-Sekunden-Länge produziert werden, die für Produkte von Maggi-Suppen bis zu Kugelschreibern warben. Kleine Produktionsfirmen wurden zuhauf gegründet. Alle probierten, kein Mensch hatte eine Ahnung, wie solche Spots gemacht wurden.
Wie ein Wilder
Eine dieser Agenturen hatte Bruno Spoerri als «Tongestalter» angestellt. Weder er noch seine Arbeitgeber wussten, was das Jobprofil genau beinhaltete. Es musste neu erfunden werden. Bruno Spoerri komponierte wie ein Wilder drauflos – und seine Ideen wurden immer gewagter.
Natürlich versuchte er seinen Jazzfreunden Studiojobs zu verschaffen, die Mittel aber waren beschränkt. Also begann er mit Tonbändern zu experimentieren, die in halber oder doppelter Geschwindigkeit, vorwärts und rückwärts, übereinander und gegeneinander liefen. Völlig neue Sounds entstanden. Da waren elektronische Klangerzeuger nicht weit. Spoerri war auch hier einer der ersten, die sie ausprobierten – und vor allem einer der kreativsten. Denn der Musiker schaute dem Technikfreak stets auf die Finger.
Ob Werbespot oder Spielfilm: Spoerri macht's
Vom Schreiben von Kurzpartituren für Werbespots war der Weg nicht weit zum Vertonen von Langfilmen. Auch dort war ein neues Zeitalter angebrochen. Der neue Schweizer Film arbeitete mit anderen Mitteln als ehedem.
Filmmusikkomponisten wie Robert Blum wurden von innovativeren Tüftlern wie Walter Baumgartner abgelöst. Oder eben Bruno Spoerri. Ein rundes Dutzend Spielfilm-Soundtracks gehen auf sein Konto, darunter Werke wie «Fluchtgefahr» und «Tauwetter» von Markus Imhoof und «Teddy Bär» von Rolf Lyssy.
Ganz nach dem Prinzip Trial-and-Error
Dazu kommt eine unübersehbare Reihe von Dokumentar- und PR-Filmen, Kurz- und Experimentalstreifen, Signeten und sonstigen Arbeiten fürs Fernsehen, Theatermusiken und Hörspielen.
All die Dinge, die Bruno Spoerri in den letzten 50 Jahren gemacht hat, wurden nicht in Schulen gelehrt. Es gab ein Problem zu lösen, man begann mit der Arbeit – Trial-and-Error war das Prinzip des Vorgehens. So eben, wie Pioniere das zu machen pflegen!