Xuman, Sie berichten über tagesaktuelle Ereignisse, dies aber in Rap-Form. Verstehen Sie sich in erster Linie als Musiker oder Journalist?
Xuman: Ich bin zuerst Musiker. Durch die Musik entstand die Idee, eine Nachrichtensendung zu rappen. Wir haben sogar ein Wort kreiert für den Musiker, der gleichzeitig Journalist ist: Der Journartist.
Wie kamen Sie auf die Idee, Nachrichten zu rappen?
Als ich beim Radio moderierte. Um 17 Uhr, im Anschluss an meine Rap-Sendung, präsentierte ein Kollege die Nachrichten. Viele Junge stellen allerdings das Radio ab, wenn die Nachrichten kommen. Umgekehrt hören viele Leute den Nachrichtensprechern zu, aber von uns Rappern wollen sie nichts wissen. Eines Tages schlug ich dem Nachrichtensprecher einen Rollentausch vor. Es wurde ein Spiel daraus: Ich präsentierte seine Nachrichten, er redete für mich über Musik.
Vom Radio ging es dann zum Fernsehen: Sie haben vor vier Jahren Ihre eigene Nachrichten-Sendung «Journal Rappé» bekommen.
Zur Vorgeschichte zu dieser Sendung muss man wissen: In Senegal ist es schwierig, seine Musik zu verkaufen, zudem dauert es Monate bis eine Single auf dem Markt ist. Da sagte ich mir: Statt ein halbes Jahr zu warten, muss ich ein Format finden, um mich zu den Aktualitäten zu äussern, um meine Musik jede Woche rauszubringen.
Ich setzte mich mit meinem Kollegen Keyti zusammen und wir fanden jemanden, der die Musik macht und jemanden für die Videos. Doch der Fernsehsender, den wir anfragten, wollte unsere Sendung nicht zeigen. Wir stellten unsere Rap-Nachrichten stattdessen auf Youtube. Schon bald kam der Sender zurück und nahm uns unter Vertrag.
Was ist das Ziel des «Journal Rappé»?
Es geht uns darum, die Meinungsfreiheit zu demokratisieren. Wir haben bemerkt, dass viele Medien nur eine einzige Meinung verbreiten. Wir hingegen sind unabhängig. Wir sagen, was wir denken und wir wollen, dass sich jeder und jede in unseren Nachrichten wiederfindet. Wir müssen uns einfach ausdrücken und unterhaltsam sein, das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden.
Sie haben auch Korrespondenten, die für Sie berichten.
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Damit wollen wir zeigen, dass es viele senegalesische Musiker im Ausland gibt, in Frankreich, in den USA, Deutschland oder anderen Ländern. Für uns ist es wichtig, dass wir nicht nur ein Zwei-Mann-Projekt sind. Wir sind eine ganze Gemeinschaft. Jeder muss sich und seine Meinung einbringen können. Nur so haben wir Meinungsvielfalt.
Wer schaut Ihre gerappte Nachrichtensendung?
Unser Publikum besteht nicht nur aus jungen Zuhörern, sondern auch aus Familienvätern, Hausfrauen und Müttern. Meine Mutter zum Beispiel mag keinen Rap, aber meine Sendung schaut sie gerne. Die Eltern verlangen von ihren Kindern, dass sie uns zuhören. Warum? Popstars überall auf der Welt, auch unsere senegalesischen Stars, reden immer nur von Liebe, Sex, Geld. Das gefällt den Eltern nicht. Wenn sie sehen, dass es ein Rap-Programm gibt, das informiert, interessiert sie das. Wir ziehen auch die NGOs an. Amnesty International aber auch lokale Menschrechtsorganisationen schauen unsere Sendung und informieren uns über ihre Programme.
Die Kritik an der Politik in Ihren Raps ist ziemlich harsch und auch satirisch: Handeln Sie sich damit keine Feinde ein?
Man kann nicht allen gefallen, das ist klar. Aber ich versuche so objektiv wie möglich zu sein, niemals vulgär. Klar sind die Leute manchmal schockiert, aber ich versuche diplomatisch zu sein. Ich sage die Dinge eben auf meine Art.