Lionel Bringuier hatte die Leitung des Tonhalle-Orchesters 2014 von David Zinman übernommen. Jetzt wird sein Vertrag nach nur zwei Jahren nicht verlängert. Er werde aber seine Verpflichtungen bis Ende Saison 2017/18 erfüllen, heisst es in einer Medienmitteilung.
Abgang auf Druck der Presse?
«An seiner Leistung würde ich diese Entscheidung nicht aufhängen», sagt SRF-Musikredaktor Benjamin Herzog. Er hat Bringuier als «temperamentvollen Dirigenten» erlebt – vor allem bei seinem Einstand mit «Carnaval Romain».
Aber: Er habe ihn auch als Dirigenten erlebt, dem es im Gegensatz zu vorherigen Tonhalle-Dirigenten manchmal an etwas «Tiefe», an etwas Erfahrung, fehlte.
Die «NZZ» bemängelte vor einem Jahr, dass Bringuier «wenig Eigenes zu den Partituren» zu sagen habe. Deshalb stellt sich nun die Frage, ob er auf Druck der Presse gehen musste. Tonhalle-Intendantin Ilona Schmiel betont jedoch, dass die Beendigung des Vertrags nicht damit zu tun habe.
Kein Showman
Bringuier leitete mit dem Tonhalle-Orchester sein erstes grosses Orchester als Chef. Er sei, so Benjamin Herzig, nicht der Typ «Star-Dirigent, ein Showman mit mehr Selbstvertrauen als Können» gewesen. Aber ein Dirigent, der «in seinen «Dirigaten durchaus brillieren konnte».
Der Vorstand der Tonhalle-Gesellschaft Zürich und die Geschäftsleitung betonen, dass sie sich über die weitere Zusammenarbeit mit Lionel Bringuier in den kommenden zwei Jahren und über die gemeinsamen Herausforderungen und Chancen am neuen Spielort in Zürich West ab 2017/18 freuten. Wer seine Nachfolge antritt, ist noch nicht bestimmt.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 17.08.2016, 17:20 Uhr.