New Orleans groovt, das war schon immer so. In der «Crescent City» pulsieren die Rhythmen in einem eigenen Takt. Der kleine Junge Leo Morris konnte das kaum ignorieren. Er wuchs auf in einer musikalischen Familie, bei der dauernd Jazzmusiker ein- und ausgingen.
Leo Morris setzte sich schon als Achtjähriger mit den elementaren Gesetzen von Downbeat und Backbeat auseinander, lernte die Funktion der grossen und der kleinen Trommel und der Becken für die Musik seiner Heimatstadt kennen. Schon damals war sein Lieblingsplatz unter der grossen Trommel, der Bass Drum, weil ihm die Frequenzen so behagten.
Als Teenager der erste Hit
Kein Wunder war Leo Morris schon mit 16 Jahren als Schlagzeuger in Tanzbands aktiv. Und er wusste, was man von ihm erwartete: kein wildes Getrommel, keine Show-Einlagen mit Trommelwirbel, sondern banddienliches Begleiten mit einem «steady beat».
Schon als Teenager konnte er eine Band perfekt auf Kurs halten, und die formalen Abläufe mit dezenten Akzenten markieren. Das zeigt er zum Beispiel in der Aufnahme des Evergreens «Blueberry Hill» mit Fats Domino von 1956.
Konvertit aus politischer Überzeugung
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In den 1960er-Jahren war er einer der meistbeschäftigten Schlagzeuger für die Soul-Jazzer, die beim legendären Label Blue Note Aufnahmen machten – Groover vor dem Herrn wie die Saxofonisten Lou Donaldson und Gene Ammons oder Gitarristen wie George Benson und Grant Green. Und alle vertrauten sie auf das rhythmische Rückgrat von Idris Muhammad, wie er sich unterdessen nannte.
Wie viele Musikerkollegen in den USA war er in den 1960er-Jahren zum Islam konvertiert. Viele verstanden das auch als politisches Statement. Musikalisch ging es bei Idris Muhammad im selben Takt weiter. In den frühen 70er-Jahren war er Hausschlagzeuger des neu gegründeten Labels Prestige.
Sample-Held der Hip-Hopper
Und diese Aufnahmen sollten Idris Muhammad eine Karriere bescheren, an der er selbst gar nicht mehr aktiv beteiligt war. Tupac Shakur, Fatboy Slim, die Beastie Boys und viele andere übernahmen seine Grooves in ihre Tracks. Rappten über seinem knackigen Backbeat – meistens ohne ihm dafür Credit zu geben. Dafür konnte sich Idris Muhammad dann auch nichts kaufen.
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Er spielte weiter in diversen Kontexten, bis ihm moderne Jazzgrössen wie der Gitarrist John Scofield oder der Saxofonist Joe Lovano einen Platz auf ihren Aufnahmen gaben. So bekam auch ein breiteres Publikum zu hören, was für ein aussergewöhnlicher Schlagzeuger Idris Muhammad war.
Diesen Sommer starb Idris Muhammad. Er wäre am 13. November 75 Jahre alt geworden.