Der 1915 in Hoboken/New Jersey geborene Italo-Amerikaner machte im Verlauf seines Lebens viele Wandlungen durch und blieb doch immer: The Voice. Der Wiener Journalist, Jazz-Experte und Sinatra-Fan Johannes Kunz legt im Jubiläumsjahr eine solide Biografie vor. Der 68-jährige Österreicher ist der Stimme Frank Sinatras verfallen, seit er ihr als sechs- oder siebenjähriger Knirps zum ersten Mal im US-Soldatensender «Blue Danube Network» gelauscht hat.
«Sinatra hat Charisma gehabt und eine unglaubliche Ausstrahlung», erinnert sich Kunz: «Ausserdem war er ein Perfektionist, wie er im Buche stand, das bestätigen alle, die mit ihm gearbeitet haben. Ob auf der Bühne oder im Tonstudio: Als Künstler hat Sinatra nichts dem Zufall überlassen.»
Das klassische Aufsteigerkind
In seiner Biographie lässt Kunz das wechselvolle Leben der Show-Legende noch einmal Revue passieren, zugleich geht es ihm auch darum, den Sänger und Schauspieler in das politische und künstlerische Umfeld seiner Zeit einzubetten.
Sinatra war ein klassisches Aufsteigerkind. Die Mutter Hebamme, der Vater ein mässig erfolgreicher Profiboxer, wuchs Frank in der 70'000 Einwohner zählenden Arbeiterstadt Hoboken/New Jersey auf. Angefixt von populären Radioshows begann sich der junge Mann für die Popmusik seiner Zeit zu begeistern – den Swing.
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Bereits in den 40ern ein Teenagerstar
Bing Crosby, der Mainstream-Star der 1930er-Jahre, aber auch die tragische Jazz-Heroine Billie Holiday waren die grossen Idole des jugendlichen Sängers. Bald machte Sinatra auch selbst Karriere: Als Vokalist der Tommy-Dorsey-Band war der Swing-Bariton mit der einschmeichelnden Stimme eine der grossen, von ekstatischen Teenagern umkreischten, Celebrities der amerikanischen Unterhaltungsindustrie.
«Mitte der 40er war er schon ein grosser Star, ein Teenager-Idol, dessen Konzerte von jugendlichen Fans gestürmt wurden», stellt Kunz in seiner Biografie fest.
Eigenwilliger Aktivist
Frank Sinatra war zeitlebens auch ein politischer Aktivist, weiss Kunz: «In dieser Beziehung hat ihn sein Elternhaus geprägt, seine Mutter war Funktionärin der Demokratischen Partei. Frank hat sich früh für die Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen engagiert, im Präsidentschaftswahlkampf 1944 warf er sich für Franklin D. Roosevelt in die Schlacht, was ihm von Seiten der amerikanischen Rechten den Vorwurf einbrachte, ein Schnulzensänger des New Deal’ zu sein. Zu dieser Zeit stand Sinatra auf dem linken Flügel der Demokratischen Partei.»
Auf profunde und gut lesbare Weise lässt Johannes Kunz in seiner Monograpie das Leben «Frankie-Boys» Revue passieren. Die vielberaunten Mafia-Kontakte des Stars kommen dabei ebenso zur Sprache wie seine Frauengeschichten und die politischen Metamorphosen des Sängers und Schauspielers, der sich in den 1960er-Jahren, als Mitglied der Demokraten, zum Anhänger des republikanischen Reaktionärs Ronald Reagan wandelte.
Frank Sinatra lässt sich eben mit normalen Massstäben nicht messen: He did it his way.