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James Brown bei einem Konzert.
Legende: «Mr. Dynamite» spielte bis kurz vor seinem Tod Konzerte. Getty Images

Mythos James Brown Die unbekannte Seite von «Mr. Dynamite»

James Brown gehört zu den einflussreichsten Musikern des 20. Jahrhunderts. Eine neue Biografie zeigt, dass Brown trotz seiner extrovertierten Art ein zutiefst einsamer und ängstlicher Mensch war.

Das Wichtigste in Kürze:

  • James Browns legendäre Auftritte waren energiegeladen und schweisstreibend. Sein musikalisches Vermächtnis ist bis heute omnipräsent.
  • Eine neu erschienene Biografie will die unbekannten Seiten des Menschen James Brown aufdecken.
  • So extrovertiert er sich bei öffentlichen Auftritten gab, so schüchtern und unsicher war er privat.

Ein einzigartiger Performer

Seine Tanzschritte und seine Art über die Bühne zu schweben sind legendär. Wie er zum Mikrofon greift, ein kratziges «Ah» von sich gibt, sofort eine Pirouette dreht und anschliessenden im Spagat landet. Dazu spielt seine Band einen schweisstreibenden Funkrhythmus, zu dem sich die Musiker in einer dynamischen Choreografie bewegen.

James Brown in jungen Jahren.
Legende: In jungen Jahren stahl er den Rolling Stones die Show. Getty Images

James Browns Auftritte sind ein Ereignis. Geballte Energie, die alles und jeden mitreisst, bis am Schluss nichts mehr übrigbleibt.

Die Rolling Stones können ein Lied davon singen: Sie hatten James Brown auf ihrer ersten US-Tournee als Opening Act gebucht. «Mr. Dynamite» stahl den Stones die Show, sodass diese anschliessend wie eine Schülerband dastanden.

Vielen bleibt James Brown vor allem als einzigartiger Performer und Entertainer in Erinnerung. Doch es ist unbestritten, dass James Brown auch als Musiker tiefe Spuren hinterlässt.

Das musikalische Vermächtnis von James Brown

Mitte der 1960er-Jahre erschafft James Brown den Funk, bei dem ein Stück ohne weiteres aus einem einzelnen Groove bestehen kann: ohne Akkordwechsel und ohne Songstruktur – ein musikalisches Vehikel zur Selbstinszenierung, zu dem man ausgelassen tanzt. Der Funk ist wiederum die Basis für die Discomusik der 1970er-Jahre und alles, was danach kommt: Pop, Hip-Hop und moderne Dancemusic. Somit lässt sich sagen, dass in der heutigen Popmusik – ob weiss oder schwarz – immer ein Stück James Brown drinsteckt.

Der Versuch, James Brown als Menschen zu erfassen

Aber: Vieles in James Browns Leben ist missverständlich oder bleibt im Verborgenen. Dadurch bietet sein Leben auch viel Raum für Interpretationen.

Buchhinweis

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James McBride: «Black and Proud – Auf der Suche nach James Brown und der Seele Amerikas». btb, 2017.

So überzeugend und dynamisch James Brown als Musiker und Performer auch wirkt, so unsicher, einsam und gespalten ist er als Mensch – was sich abseits der Öffentlichkeit auch oft in Form von Aggressionen zeigt. Kein Wunder haftet ihm in vielen bisherigen Biografien und Filmen ein Bad-Boy-Image an.

Das könnte sich jetzt aber ändern: Der afroamerikanische Autor James McBride nimmt mit seiner Biografie «Black and proud – Auf der Suche nach James Brown und der Seele Amerikas» einen neuen Anlauf und versucht, James Brown ins rechte Licht zu rücken.

Viele Gesichter

James Brown wird 1933 in eine rassengetrennte Welt hineingeboren. Die neue Biografie beschriebt, wie seine Kindheit und Jugend von Vertreibung und Ausgrenzung geprägt ist. Sein Leben lang befürchtete er, dass ihm die Weissen und die Regierung alles wegnehmen könnten, was er sich erarbeitet hat.

James Brown sagt vor Gericht aus.
Legende: Neben der Bühne geriet Soul-Sänger James Brown mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt. Reuters

Deshalb setzt James Brown alles daran, als Mensch nicht greifbar zu sein: Er hat seine schwarzen Freunde und er hat seine weissen Freunde. Er hat seine Band und er hat seine Anwälte.

Und alle diese Kreise bleiben voneinander getrennt, sodass es eigentlich nur wenige Menschen gibt, die James Brown «wirklich» kennen.

James Brown war ein Star, der als einer der grössten Musiker und Entertainer des 20. Jahrhunderts gefeiert wird. Die Biografie von McBride zeigt, dass er gleichzeitig aber auch ein Opfer der nach wie vor ungelösten Konflikte in der US-amerikanischen Gesellschaft ist.

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