Forscher haben erstmals die Haare von Ludwig van Beethoven einer Genanalyse unterzogen. Seine Locken brachten Überraschendes zutage.
1. Nicht alles Beethovens Locken
Im 19. Jahrhundert bewahrten sich viele die Haarsträhnen berühmter Verstorbener auf – über Generationen hinweg. Auch Beethovens Locken waren bei den Freunden und Verehrern des Komponisten sehr begehrt. Nach dessen Tod erwiesen ihm viele die letzte Ehre und nahmen auch gleich eine Locke mit.
Das Forscherteam untersuchte nun insgesamt acht Haarsträhnen, die angeblich vom Komponisten stammen. Nur fünf von ihnen stuften die Wissenschaftler als authentisch ein, sie gehören einer privaten Sammlung in Kalifornien sowie dem Beethoven-Haus in Bonn.
Eine der untersuchten Locken schenkte Beethoven 1826 einem befreundeten Pianisten mit den Worten: «Das ist mein Haar!»
2. Risikoreiches Erbgut und der Alkohol
Die neue Studie belegt, dass Beethoven unter einem erheblichen Risiko für eine Leberzirrhose litt und sich einige Monate vor seinem Tod mit Hepatitis B angesteckt hatte. Wie, wo und wann genau er sich infizierte, könne allerdings nicht genauer bestimmt werden, so die Forscher.
Ob sein Leberleiden auch durch Alkoholkonsum verstärkt worden sein könnte, bleibt offen. Allerdings legen «Beethovens Konversationshefte» aus den letzten Lebensjahren des Meisters nahe, dass er regelmässig Alkohol trank.
Letztlich war es wohl ein Zusammenspiel von genetischer Veranlagung, Hepatitis-B-Infektion und Alkoholkonsum, das zu Beethovens Tod 1827 geführt habe. Er starb im Alter von 56 Jahren an einer Zirrhose.
3. Ein Kuckuckskind im Stammbaum
Die Studie brachte auch Pikantes ans Licht: Mehrere in Belgien lebende Nachkommen aus Beethovens Familie haben gar kein gemeinsames Erbgut mit dem Komponisten.
Die naheliegendste Erklärung: In Beethovens väterlicher Linie muss es ab 1570 ein Kind aus einer ausserehelichen Beziehung gegeben haben, so die Forscher. Ob Ludwig selbst das Kuckuckskind war, lässt sich noch nicht klären.
4. Taubheit ungeklärt, Bleivergiftung ausgeschlossen
Beethovens Lebens- ist auch eine Leidensgeschichte. Für seine Schwerhörigkeit ist er mindestens so bekannt wie für seine 9. Sinfonie.
Eine genetische Ursache für seine Taubheit konnten die Forscher in der DNA-Analyse allerdings nicht feststellen. Auch für sein chronisches Magen- und Darmleiden etwa liess sich keine Erklärung im Erbgut finden. Völlig ausschliessen könne man eine genetische Ursache aber nicht. Vielleicht liefern zukünftige Genomanalysen mehr Antworten.
Eindeutig aufgeräumt hat die Studie hingegen mit der Vermutung, Ludwig van Beethoven sei an einer Bleivergiftung gestorben. Frühere Analysen einer seiner vermeintlichen Locken hatten diese Vermutung unterstützt. Doch: Es waren die falschen Haare. Die Locke stammte von einer Frau.