Mit Songs wie «Nine Million Bicycles» und «The Closest Thing to Crazy» wurde Katie Melua vor 20 Jahren zum Weltstar. Seit Dezember ist die 38-jährige Sängerin Mutter eines Sohnes, eben hat sie ihr neuntes Studioalbum herausgebracht.
SRF: Dein neues Album heisst «Love & Money». Was hat es mit diesem Titel auf sich?
Katie Melua: Die ganze Welt dreht sich um Geld. Liebe steht für die Familie, Beziehungen und Freundschaften. Diese beiden Bereiche sind in meinem Leben erst seit kurzem im Gleichgewicht. Mir ging es immer nur um die Arbeit, ohne Rücksicht auf mein Privatleben.
Du hast zwei turbulente Jahre hinter dir und erzählst davon auf deinem Album ...
Meine Scheidung 2019, die Pandemie und die Tatsache, dass ich 35 Jahre alt war, brachen damals plötzlich über mich herein.
Ich hatte Paranoia, dass sich meine Stimme verändern würde.
Für mich war die Musik eine grosse Bereicherung. Aber etwas fing an, langsam an meiner Seele zu nagen. Mir wurde klar: Ich möchte eine Familie gründen, ich möchte Mutter werden.
Bis 2020 eine neue Liebe in dein Leben trat.
Ich hatte das nicht geplant. Über eine Freundin lernte ich meinen Partner Ollie kennen.
Ollie hat das Eis in meinem Herzen einfach zum Schmelzen gebracht. Er hat mich auch inspiriert. Im Song «First Date» erzähle ich zum Beispiel von unserem ersten Date.
Das Albumcover zeigt dich lächelnd mit Babybauch. Schwangere Musikerinnen sieht man eher selten, wenige sprechen über ihr Muttersein. Warum ist das so?
Es gibt einen gesellschaftlichen Druck. Ich hatte Angst, dass sich mein Kinderwunsch negativ auf meine Karriere und meine Arbeit als Musikerin auswirken könnte.
Zum Glück gibt es immer mehr Vorbilder: Rihanna setzte ihren Babybauch modisch stilvoll in Szene. Pink oder Adele thematisierten ihr Muttersein in Songs.
Absolut! Den Song «Golden Record» zu schreiben, hat mir wirklich geholfen, mich damit auseinanderzusetzen, wo ich im Leben und mit meiner Musik stehe.
Ich habe erfahren, mit welchen Vorteilen, aber auch Herausforderungen ich als Frau in der Musikindustrie konfrontiert bin. Und realisiert, dass Erfolg nicht alles ist.
Singen ist ein sehr körperlicher Akt. Hat dich die Schwangerschaft eingeschränkt?
Ich hatte richtige Paranoia, dass sich meine Stimme komplett verändern würde oder ich nie wieder singen könnte.
Ich musste als Musikerin effizienter werden.
Aber ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. Meine Schwangerschaft hat mich sehr gestärkt.
Du gehst bald auf Europatour. Das wird sicher eine Herausforderung mit Baby, oder?
Mein Partner wird mitkommen und babysitten, während ich auf der Bühne stehe. Aber klar, meine Prioritäten haben sich verschoben, seit unser Sohn Sandro auf der Welt ist.
Früher habe ich mich stundenlang zurückgezogen, habe mich in Gedichte vertieft und Platten gehört. Das geht jetzt nicht mehr, da mir schlichtweg die Zeit dafür fehlt. Ich musste als Musikerin effizienter werden.
Du bist inzwischen seit 20 Jahren im Geschäft und hast neun Alben veröffentlicht. Was treibt dich heute an, wenn du Musik machst?
Musik war für mich immer die ultimative Form des Erschaffens. Früher dachte ich, meine Platten wären meine Babys, aber jetzt denke ich: Nein, sind sie nicht.
Was mich heute antreibt, ist mein Sohn. Ich möchte ihm ein gutes Leben ermöglichen. Ich glaube immer noch an die Magie der Musik, aber seit er auf der Welt ist, ist es mir nicht mehr so wichtig Alben aufzunehmen. Dennoch hilft einem die Kunst der Welt einen tieferen Sinn zu geben.
Das Gespräch führte Elisabeth Baureithel.