Damit der Zusammenhalt im Chor und die Stimmbildung der einzelnen Mitglieder erhalten bleiben, können Chöre jetzt online proben – mit der entsprechenden Software und einer Online-Weiterbildung der Chorleitenden. Organisiert hat diese Weiterbildung David Rossel.
Er ist Präsident des Verbands Chorleitung Nordwestschweiz und hat sich gleich nach der Ausrufung der ausserordentlichen Lage des Bundesrats auf die Suche gemacht: einerseits nach einer Software für virtuelle Chorproben, andererseits nach Experten, die sich damit auskennen.
Expertenwissen für alle
Gestossen ist er dabei auf Jim Daus Hjernøe vom Rama Vocal Center in Dänemark. «Er ist der Mann der Stunde», sagt David Rossel im Skype-Interview. «Bevor er überrannt wurde mit Anfragen aus der ganzen Welt, habe ich ihn für eine Online-Schulung der Schweizer Chorleiterinnen und Chorleiter gewinnen können.»
Damit auch andere davon profitieren können, haben Rossel und Hjernøe diese Weiterbildung auf Englisch durchgeführt und gratis auf Youtube veröffentlicht.
Austausch ist wichtiger denn je
Dort erfährt man, wie eine virtuelle Chorprobe funktionieren kann. Zunächst müssen alle «Zoom»herunterladen.
Das Gratis-Programm für Videokonferenzen hat aufgrund verschiedener möglicher Audio-Einstellungen Vorteile gegenüber anderen Video-Konferenz-Programmen.
Und: Damit können auch grosse Chöre miteinander online plaudern. «Dieser Aspekt ist für das Soziale wichtig», sagt David Rossel, der selbst mehrere Chöre leitet.
Aber auch musikalische Arbeit sei online möglich, wie David Rossel erzählt: «Ich kann meinen Bildschirm für alle freigeben, Noten zeigen, einzelne Stimmen elektronisch vorspielen. Oder wir analysieren gemeinsam ein Video unseres letzten Konzerts.»
Wie geht online proben?
Wie neue Lieder einstudiert werden können, zeigt das Schulungsvideo: Alle Chormitglieder haben die Noten eines neuen Stücks vorab als PDF-Datei zugesendet bekommen.
Ihre Mikrofone sind stumm geschaltet, nur der Chorleiter spricht. Er spielt das Lied auf dem Klavier vor und spricht anschliessend den Rhythmus vor. Alle anderen sprechen den Rhythmus mit.
Ob sie es richtig machen, kann der Chorleitende nicht überprüfen. Aber er sieht über die Video-Schaltung, ob alle dabei sind.
Auf diesem Weg können auch der Text des neuen Lieds und die Melodien der einzelnen Stimmen geprobt werden – alles Vorarbeiten, die auch bei normalen Chorproben gemacht werden, bevor es ans Zusammensingen geht.
Alles ausser Singen
Nur das gemeinsame Singen funktioniert online nicht – zu unterschiedlich sind die Internetverbindungen. Es kommt zu Verzerrungen und elektronischen Störgeräuschen.
Doch für David Rossel sind Online-Proben dennoch ein guter Weg, die Corona-Pandemie zu überbrücken: «So setzen wir auch ein Zeichen gegenüber unseren Arbeitgebern, dass die Lohnfortzahlung zu gewährleisten ist – auch wenn sich der Chor momentan physisch nicht treffen kann.»