Opernführer - Die schönsten Arien des «Freischütz»
In der Ouvertüre von Carl Maria von Webers «Freischütz» steckt eigentlich schon die ganze Oper. Bei diesen drei Arien lohnt es sich dennoch genauer hinzuhören. Mit dabei: ein verzweifelter Jäger, eine naive Braut und Schockeffekte wie aus dem Gruselfilm.
Klassische Verzweiflung. Der Jäger Max trifft nicht mehr. Er droht daher nicht nur Wild und Braten, sondern auch noch seine geliebte Agathe zu verlieren. «Nein, länger trag ich nicht die Qualen!» Sie als Publikum werden jetzt sagen: Wie kommt es, dass dieser Max in so einer Situation einen Walzer singt («Durch die Wälder, durch die Auen»)? Der Walzer ist einer von vielen Elementen in dieser «Nummer» und er steht für die heile Jägers- und Liebeswelt, die Max einst mit Agathe erlebt hat. Wir denken uns also mit Max in eine schöne Vergangenheit zurück. Nun kommt der Kontrast, das Aufwachen in der Gegenwart. Jetzt spielen die Synkopen der Ouvertüre hinein. Den armen Max erfasst mit deren aufgeregten Rhythmen die Verzweiflung, ihn «foltert Spott». Ja, er fragt sogar, ob es denn keinen Gott gebe. Die Frage hat ein paar Jahrzehnte später Nietzsche klar beantwortet. Für Max aber, ist die Antwort noch offen. Sicher ist eines: Es gibt den Teufel. Und mit dem wird er einen Pakt eingehen.
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Freischütz Agathe
07:57 min
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 57 Sekunden.
«Wie naht mir der Schlummer»
Eine der Mitpfeif-Melodien aus dem «Freischütz». Gedämpfte Streicher, eine sanfte Klarinette und ein moderates Tempo schaffen eine Wohlfühl-Atmosphäre. Agathe besingt «leise, leise» das «Birkenlaub» und die schöne Natur überhaupt bis hoch zum Sternenkreise. Auch hier: Wir wissen es besser. Das herbeigesungene Idyll Agathes trügt. Samiel, also der Teufel, ist schliesslich auch am Walten und gerade dabei, Agathes Verlobten Max höllisch zu umgarnen. Agathe, ganz die naive Braut, fiebert ihrem Max entgegen. Auch hier schickt Schlaumeier Weber uns einen Ohrwurm aus der Ouvertüre entgegen. Merke: Dort, also in der Ouvertüre, ist die ganze Oper zusammengefasst. Das Gute, wie das Böse, diejenigen Mächte, die sich im «Freischütz» bekämpfen.
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Freischütz Chor
02:21 min
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«Milch des Mondes»
Da mag mancher zusammengezuckt sein bei der Uraufführung 1821 in Berlin. Gedämpft singen die Bässe von der «Milch des Mondes», über die man lange rätselte, was damit gemeint sein könnte. Dann gibt der Chor der unsichtbaren Geister ein lautes «Uhui» von sich. Hell, dunkel, Schockeffekte, zitternd zarte Streicher versus knallige Blechbläser, die den Schrecken geradezu herausposaunen. Das Hörkino geht danach weiter mit dem teuflischen Samiel und seinem Businesstalk mit Jäger Kaspar. Schon hier wird klar: Das alles geht kaum gut aus. Mit der Mondmilch ist hier übrigens der Tau gemeint, der gemäss astrologischen Vorstellungen als Nahrung von dem ursprünglich mit der Erde vereinten Mond nachts zu uns herabtropft.
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