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Diskothek Spezial zum 100. Geburtstag von Ernst Haefliger
Aus Diskothek vom 01.07.2019. Bild: SRF / Sébastien Thibault
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Opernsänger Ernst Haefliger Der stille Startenor aus Davos

Vor 100 Jahren wurde Ernst Haefliger geboren: Der weltberühmte Schweizer Tenor mit der farbenreichen Stimme.

Gott! Welch Dunkel hier. O grauenvolle Stille. Wenn Florestan in Beethovens Fidelio sein Schicksal besingt, hat er keine Kraft mehr für eine Bravourarie oder Kraftausbrüche.

Ernst Haefliger war einer der ersten Sänger, der den Florestan genau so anlegte und nicht die Publikumserwartungen vom strahlenden Heldentenor erfüllte. Er zeichnete lieber das realistisch düstere Psychogramm eines gebrochenen Menschen am Ende seiner Kräfte.

Auf einer Opernbühne: eine Frau und ein Mann sind pompös gekleidet und frisiert. Sie singen.
Legende: Lisa della Casa und Ernst Haefliger in «Capriccio» von Richard Strauss an den Berliner Festwochen 1968. DPA / Konrad Giehr

Unverwechselbares Timbre

Oder Ernst Haefliger als Evangelist in Bachs Johannespassion: auch diese Rolle gestaltete er mit allergrösster Sorgfalt und verstand es wie kaum ein anderer, mit seinem enormen Farbenreichtum in der Stimme einen Sprechduktus in den Gesang hineinzubringen, also die Balance zu wahren zwischen deutlich artikuliertem Text und melodischem Fluss.

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Ernst Haefliger als Florestan in «Fidelio» von Beethoven
07:08 min Bild: Keystone / STR
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 8 Sekunden.

Als diese Aufnahmen entstanden, in den 1960er-Jahren, war Haefliger längst auf dem Höhepunkt seiner Karriere und auf dem Gipfel seiner Gestaltungskraft.

Was dazu führte, dass er seine junge Familie kaum sah, weil er tagtäglich weltweit unterwegs war: von Oper zu Oratorium, von Konzert zu Liederabend, stets verzauberte er mit seiner silbrigen Stimme sein Publikum.

Beginn mit einem Paukenschlag

Geplant war das alles so nicht. Der junge Mann aus Davos studierte Geige an der Berufsschule für Musiker am Zürcher Konservatorium. Zusätzlich machte er das Diplom als Lehrer für Schulgesang an höheren Mittelschulen.

Als der damalige Direktor Volkmar Andreae, Dirigent des Zürcher Tonhalleorchesters, die Singstimme Haefligers hörte, war’s um ihn geschehen. Beziehungsweise war es um Ernst Haefliger geschehen. Denn vorbei war es mit der Lehrerlaufbahn, noch ehe sie begonnen hatte.

«Gleich nach meinem Vortrag kam Volkmar Andreae auf mich zu», erinnerte sich Haefliger später, «und sagte: Ich engagiere Sie. Singen Sie bei mir in einem Jahr den Evangelisten in der Johannespassion.» So geschah es. Und es begann eine Weltkarriere.

Wien, Zürich, Berlin

Haefliger studierte Gesang in Wien, wurde anschliessend Ensemblemitglied an der Zürcher Oper und lernte dann den Dirigenten Ferenc Fricsay kennen. Der war Chefdirigent in Berlin und er nahm den jungen Sänger mit, engagierte ihn an seinem Haus als ersten lyrischen Tenor.

Der Dirigent Ferenc Fricsay dirigiert: seine Hände sind vor seinem Körper gehoben.
Legende: Der Dirigent Ferenc Fricsay engagierte den jungen Haefliger als ersten lyrischen Tenor in Berlin. imago images / Michel Neumeister

Haefliger wurde zu dem Evangelisten in den Bachpassionen, setzte zusammen mit dem Dirigenten Karl Richter Massstäbe in Sachen Bach, entwickelte einen schlicht-lyrischen Mozartstil ohne rührseligen Schmelz.

Dass er ein schwindelerregendes Pensum zu bewältigen hatte mit weltweiten Auftritten, versteht sich. Doch dabei blieb er ein stiller, bescheidener Mensch, dem das Allerwichtigste übrigens nicht seine Kunst war. Sondern dass die Söhne ins selbe Metier hineinwuchsen. Andreas Haefliger als Pianist, Michael Haefliger erst als Geiger, heute als Intendant des Lucerne Festival.

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