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Pop-Phänomen AURORA Umarmungen gibt's nur von ihrer Musik

Wenn sich erwachsene Menschen in Popstars verlieben, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Ein Dokumentarfilm zeigt, wie das norwegische Pop-Wunder AURORA die Massen verzaubert.

Die 23-jährige Aurora Aksnes bringt an ihren Konzerten die Fans reihenweise zum Weinen. Grund für die Glückstränen der Fans ist die authentische, aber auch zelebrierte Fragilität der Sängerin. Sie ist der Trigger für Beschützerinstinkte und Solidaritätsbekundungen – und nässt der Konzertgemeinde die Augen.

Für ihr Künstlerinnendasein hat die Musikerin ihren Nachnamen abgelegt. Und aus Aurora wurde AURORA. Das macht Sinn. Aurora Aksnes würde dem Druck des Musikbusiness wohl kaum standhalten. AURORA hingegen hat das Potenzial, sich auf der Bühne in eine Pop-Päpstin der Elfen-Zunft zu verwandeln.

Kompromisslose Kämpferin

Die feinfühlige Musikerin kämpft für ihre Visionen mit beeindruckender Kompromisslosigkeit. Sieht sie die DNA ihrer dringlichen Werke bedroht, zeigt die elfenhafte AURORA Zähne.

Der Dokumentarfilm «Once AURORA» zeigt, wie sie sich mit ihrem Manager, ihrem Produzenten oder ihrer Plattenfirma reibt. So verteidigt die Sängerin etwa das Album-Format, während sich die Plattenfirma nach dem Streamingverhalten der Gesellschaft richten will.

Wie wichtig diese Auseinandersetzungen für die Entwicklung des Produktes und der Künstlerin selbst sind, wird im Film klar. AURORA erkämpft sich mehr Platz in der Produzentinnen-Rolle.

Bei marktstrategischen Fragen zeigt sie sich kompromissbereit. Ein Grossteil von AURORAS anziehender Aura baut auf der bewährten Popstar-Qualität auf, dass viele Leute in einer Person unterschiedliche Dinge sehen können.

Eine unerfüllte Liebe

AURORA ist eine Lichtgestalt. Ihre wachsende Fangemeinde traut ihr auf schon fast beängstigende Art und Weise zu, die Welt zu verändern. AURORA singt Randgruppen ins Zentrum. Ihre Aufopferung gilt den Unterdrückten und Ausgestossenen. Somit eigentlich ihr selbst, wie sie in Interviews betont.

Junge Frau mit blonden Haaren und auffälliger Schminke mit einem Mikrofon auf einer bühne
Legende: Elfenhaft auf der Bühne, kämpferisch im Business: Die norwegische Sängerin AURORA. Getty Images / Per Ole Hagen

Könnte sie mit der sonderbaren Fan-Liebe, die sie dafür kriegt, besser umgehen, dürfte man eine Brücke zu Lady Gaga schlagen. Was Gaga sucht und braucht, macht AURORA aber Angst. Sie mag keine Umarmungen von unbekannten Menschen.

Mit ihrer Musik hingegen umarmt sie die Welt. So entsteht ein ungeschlossener Kreis, der bei gewissen Fans für Verstörung sorgt: Die grenzenlose Fan-Liebe stösst nicht auf bedingungslose Gegenliebe der Norwegerin. Eine Situation, die die grundsätzliche Attraktivität des Pop-Phänomens klar steigert.

Bob Dylan, Heavy Metal und Björk

AURORA liebt Heavy Metal. In ihrer Musik schlägt sich das nur bedingt nieder. Grössere Schnittmengen findet man zur Attitüde ihres Idols Bob Dylan – dem perfekten Leuchtturm für eine Pop-Künstlerin mit gesellschaftspolitischen Anliegen und einem gespalteten Verhältnis zur Öffentlichkeit.

Wenig überraschend gehört auch die isländische Sängerin Björk zu AURORAS Heldinnen. Von ihr lässt sie sich intonationstechnisch und im Umgang mit Songdynamiken stark beeinflussen.

Die Weise wie Aurora mit musikalischen Energien umgeht, wie sie einer zerbrechlichen Melodie Schicht für Schicht mehr Stärke verleiht, ist brillant. Am Ende des Films «Once AURORA» unterstreicht sie, dass sie Musik machen will, bis sie nicht mehr ist. Das ist stark.

Auf die selbstgestellte Frage, wie sie in Erinnerung bleiben möchte, antwortet AURORA: «Als Genie».

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