Tony Allen kam 1940 in Lagos zur Welt. Nicht über die traditionelle Afro-Perkussion kam er zur Musik. Seine Faszination galt von Anfang an dem westlichen Schlagzeug, das er bei seiner Arbeit als Radiotechniker kennengelernt hat.
Als Autodidakt übernahm er von amerikanischen Jazzschlagzeugern wie Art Blakey und Max Roach die Weise, wie sie die Cymbal-Becken und High-Hat einsetzten. Er übertrug dies auf die afrikanische Musik – ein Novum.
Mitte der 1960er-Jahre lernte Tony Allen den jungen Sänger, Multiinstrumentalisten und Aktivisten Fela Kuti kennen und spielte in dessen Bands von 1964 bis 1979. Gemeinsam entwickelten sie den Afrobeat.
Nach ihrer Trennung konzentrierte sich Tony Allen auf seine Solokarriere. Er blieb dem Afrobeat-Rhythmus treu, kombinierte diesen aber weiter mit anderen Stilen wie Jazz, Dub, elektronische Musik und Pop.
Der Afrobeat und seine «köchelnde» Wirkung
Die Erfindung von Tony Allen und Fela Kuti ist eine rhythmische Kombination aus traditioneller Trommelsprache der Yoruba (Afrikanische Volksgruppe), Highlife (Genre aus Ghana) und dem US-amerikanischen Funk. Die Verankerung in der westlichen Musik macht den Rhythmus populär und zugänglich für den Hörer. Und trotzdem bietet die Struktur des Afrobeats all die möglichen polyrhythmischen Überlagerungen, die in der westafrikanischen Musik so einzigartig sind.
Dabei ist der Afrobeat kein krachend lauter Rhythmus, sondern er hat eine dynamisch «köchelnde» Wirkung – was beispielsweise optimal für die langen und oft zeremoniellen Kompositionen Fela Kutis war.
Aktiv bis zuletzt
Tony Allens Tod kam unerwartet. Bis vor Kurzem war er noch musikalisch aktiv und auf Livebühnen zu hören. Ende März hat Tony Allen zudem auch noch ein Album herausgebracht.
Zwar waren diese Aufnahm mit dem 2018 verstorbenen südafrikanischen Jazztrompeter Hugh Masekela nicht neu, aber Tony Allen hat diese Kollaboration diesen Frühling noch promotet. Auf seiner Webseite sind zum Zeitpunkt seines Todes Konzerte bis in den Sommer 2021 aufgelistet.