Das Wichtigste in Kürze:
- Isaac Hayes' Karriere begann in den 1970er-Jahren als Studio-Pianist und Songwriter beim Südstaaten-Soullabel «Stax».
- Als erfolgreicher Sänger warf er später die Regeln des Musikgeschäfts über den Haufen: trug Goldketten statt Krawatte, nahm zehn Minuten lange Songs auf.
- Mit seinem geschmeidigen Soul prägte er Disco, Hip-Hop – und den Kultfilm «Shaft».
Isaac Hayes kommt 1942 in einem kleinen Nest in Tennessee zur Welt. Seine Mutter stirbt früh und sein Vater verlässt ihn. Isaac Hayes wächst bei seiner Grossmutter auf, die ihn von Anfang an lehrt, aufrecht durchs Leben zu gehen und Chancen zu suchen.
Nachts im Club, tags in der Metzgerei
Isaac Hayes geht in Memphis zur Schule und beginnt dort mit Gesang, Klavier und Saxofon. Sein Talent wird erkannt – er bekommt sogar die Chance auf ein Musikstipendium für das College. Doch er lehnt ab und beginnt stattdessen nachts in Musikclubs aufzutreten. Tagsüber arbeitet er in einer Metzgerei – um die Familie zu ernähren.
Songs für «Stax»
«Stax» ist in den 1960er-Jahren das wichtigste Soullabel der Südstaaten und quasi das Pendent zur nördlichen Marke «Motown». Isaac Hayes versucht mit verschiedenen Bands einen Vertrag bei «Stax» zu bekommen – ohne Erfolg. Schliesslich findet er aber als Studio-Pianist ein Schlupfloch. In seiner allerersten Aufnahmesession für «Stax» begleitet er keinen Geringeren als Otis Redding.
Isaac Hayes profiliert sich als aufnahmefähiger Session-Musiker, der kluge Inputs bringt. Seine Meinung wird geschätzt und bald will «Stax», dass er für das Label Songs schreibt. Eine gute Entscheidung. Isaac Hayes schreibt darauf Stücke wie «Soul Man» oder «Hold on I’m coming», die zu regelrechten Kassenschlagern werden.
Butterweicher Soul
Isaac Hayes tiefe, warme Stimme passt eigentlich nicht zum kantigen Memphis Soul, der bei «Stax» gemacht wird. Aber man lässt ihn – versuchshalber – schliesslich auch eigene Alben aufnehmen. Diese gehen von der Anmutung her in eine andere Richtung: Sie sind sinnlich, sexy und smooth.
Mit seinem zweiten Album «Hot Buttered Soul» landet Hayes einen Riesenerfolg und etabliert sich als innovativer Performer. Einer der nicht – wie beispielsweise James Brown – in Anzug und Krawatte auf die Bühne tritt, sondern in pinken Leggins und mit Goldketten über dem nackten Oberkörper.
Er revolutioniert zudem das Plattengeschäft, indem er das bis dahin übliche Drei-Minuten-Format von Musikstücken sprengt und stattdessen Songs von bis zu zehn Minuten Länge aufnimmt. Womit die LP als Medium eine völlig neue Bedeutung bekommt.
Auf dem Höhepunkt
Isaac Hayes’ geschmeidige Musik schlägt ein wie eine Bombe. Er wird zum grossen Star. Von allen Seiten kommen Angebote, auch aus der Filmbranche. Hayes soll den Soundtrack zum Film «Shaft» schreiben.
«Shaft» ist ein Blaxploitation-Film: eine Low-Budget-Produktion des afroamerikanischen Regisseurs Gordon Parks, mit einer äusserst dünnen Story. Durch Isaac Hayes Musik wird der Film zum Grosserfolg und zum Kultfilm, der einen Oscar für die beste Filmmusik gewinnt.
Mit «Shaft» steht Isaac Hayes auf dem musikalischen Höhepunkt seiner Karriere. Zur gleichen Zeit kommt zudem das Album «Black Moses» heraus.
Bankrott und berühmt
Isaacs Hayes trägt mit seinen glamourös orchestrierten Stücken und repetitiven Grooves massgeblich zur Entstehung der Discomusik bei. Trotz grosser Bemühungen kann er aber selber nie erfolgreich auf die Discowelle aufspringen. Dazu kommen ein paar schlechte Geschäftsentscheide die dazu führen, dass Isaac Hayes 1976 sogar Bankrott geht.
Um sich finanziell über Wasser zu halten, arbeitet er viele Jahre als Schauspieler, Radiomacher, Kochbuchautor, Restaurantbesitzer und Werbejingle-Komponist. Bis ihm im Jahr 1997 ein weiterer grosser Coup gelingt: Er übernimmt die Sprecherrolle des «Chefs» in der animierten Kultserie «South Park» und wird auf einen Schlag zum Star einer jüngeren Generation.
Zudem kennen viele Hip-Hop Fans Isaac Hayes’ frühe Musik – wenn auch nur unbewusst. Denn seine Stücke wurden unzählige Male für bekannte Rapsongs gesampelt.
Musikalisch konnte Isaac Hayes aber bis zu seinem Tod 2008 nie mehr an seine Blütezeit der frühen 1970er-Jahre anknüpfen.