Dieter Meier und Boris Blank haben geschafft, wovon die Allermeisten nur träumen können. Sie haben eine weltweit anerkannte Marke kreiert. Ihre fein ausgetüftelten Klangkulissen und die visionäre Bildsprache ihrer optischen Auftritte in Videoclips erreichen ein Publikum auch jenseits der Clubs.
Inspiration aus dem Jazz
Meier wie Blank waren Ende der 1970er-Jahre in der Alternativszene unterwegs und produzierten mal Punkiges, mal Experimentelles.
Als Quelle ihrer musikalischen Inspiration geben beide überraschende Antworten. Blank war von Herbie Hancocks Album «Sextant» begeistert und kaufte sich einen ARP-Odyssey-Synthesizer, wie ihn Hancock verwendete. Meiers Liebe zur Musik wurde durch Free-Jazz-Helden wie John Coltrane und Eric Dolphy geweckt.
Was Yello daraus gemacht hat, ist Pop-Musik mit starkem Wiedererkennungscharakter. Kommt dazu, dass Blanks Klanglandschaften in ihrer Detailtreue und Plastizität auch den Werken zeitgenössischer Komponisten elektronischer Musik aus der E-Musik-Abteilung in nichts nachstehen. Mit dem Unterschied, dass die Produktion am Ende nach Pop-Standards finalisiert wird.
Eine wichtige Neuerung
Durch die Schaffung der Kategorie der Spezialpreise ermöglicht sich die Jury, neu auch Institutionen und Kulturvermittlerinnen zu prämieren. Das ist eine Erweiterung, die einer sehr nachvollziehbaren Logik folgt. Die Volksmusiksammlung Hanny Christen oder die Genfer AMR sind Organisationen, die einen enormen Einfluss auf die Schweizer Musiklandschaft haben.
Deren kontinuierliche Arbeit hat absolut eine Würdigung in diesem Rahmen verdient. Das gilt auch für den Festival-Kurator Daniel «Duex» Fontana, der abseits der grossen Zentren mit seinem Festival Bad-Bonn-Kilbi eine sehr persönliche und ungemein spannende Auswahl anbietet.
Grenzen sprengen mit Musik
In dieser Runde der Schweizer Musikpreise wurden Musikerinnen und Musiker ausgezeichnet, die für eine Arbeit jenseits von Genre-Grenzen stehen. Stellvertretend dafür seien vor allem die beiden Perkussionisten Arthur Hnatek aus Genf und Fritz Hauser aus Basel erwähnt.
Sie stehen zwar in einer langen Tradition von herausragenden Schweizer Schlagzeugern, haben aber selbst immer neue Wege beschritten, die sich stilistischen Kategorien gekonnt und kreativ entziehen.
Das lässt sich mit Fug und Recht auch von der Pianistin Simone Keller oder der Sängerin Marina Viotti behaupten. Beide frönen lustvoll der Kunst des «Über-den-Haag-Fressens» und sind auch interdisziplinären Experimenten nie abgeneigt.
Und was könnte es Schöneres geben für eine Jury, als sich dem Abfüllen vorgegebener Schablonen zu entziehen. Gerade auch, wenn so substanzielle Summen vergeben werden können.