Die meisten Menschen dürften schon weit mehr Songs von Quincy Jones gehört haben, als sie denken. Das weltweit meistverkaufte Album etwa, «Thriller» (1982) von Michael Jackson? Hat Quincy Jones produziert. Auch am Album davor, «Off the Wall», war er beteiligt.
Es war der Startschuss für eine lange und überaus erfolgreiche Zusammenarbeit: Niemand, der sie einmal gehört hat, vergisst die Geigen aus dem Arrangement für die erste Single-Auskopplung «Don’t Stop ‘Til You Get Enough».
Der Arrangement-Zauberer
Das Stück von Michael Jackson steht exemplarisch für das, was Quincy Jones auszeichnete. Immer stellte er die Stimme und den Song in den Mittelpunkt. Das Arrangement ist perfekt «aufgeräumt», wie Jazzkenner Peter Bürli erklärt.
Unzählige elektronische und akustische Instrumente tummeln sich darin – Streicher, Bläser. Dennoch steht nichts der Stimme im Weg, und alles kittet den Song zusammen. So gut, dass man unwillkürlich zu tanzen beginnt – die Magie des Arrangements lässt einem keine andere Wahl.
Eine Freundschaft mit Folgen
Solche Perfektion kommt nicht aus dem Nichts. Schon der junge Quincy Jones hatte als Arrangeur und Produzent in den 1950er-Jahren einen absoluten Qualitätsanspruch. Das Bild des charmanten und glamourösen Altmeisters täuscht darüber hinweg, wie hart Jones dafür gearbeitet hat. Und wie geschickt er dabei seine Qualitäten als Netzwerker einsetzte.
Das gilt zum Beispiel für seine Begegnung mit dem weltberühmten Soul- und R&B-Sänger Ray Charles. Quincy Jones ging schon als Teenager auf ihn zu. Der blinde Sänger und Pianist war 16 Jahre alt, als ihn der 14-jährige Quincy anhaute, ob er ihm das Arrangieren beibringen könne. Ihre Freundschaft hielt ein Leben lang, bis Ray Charles 2004 starb.
Teamplayer ohne falsche Scheu
Quincy Jones schrieb nicht nur für Grössen wie Ray Charles oder die Sängerin Dinah Washington, er wagte 1959 schliesslich den mutigen Schritt zur eigenen Big Band.
Dabei fiel er manchmal auch auf die Nase. Etwa als er einmal zahlungsunfähig mit seiner ganzen Big Band in Europa strandete. Doch entscheidend war, dass der Teamplayer Jones immer wieder aufstand.
Der Musiker nutzte jede Chance und packte jede Gelegenheit am Schopf. So auch, als ihn Michael Jackson Ende der 1970er-Jahre fragte, ob er ihm einen Produzenten für seine Solo-Karriere empfehlen könne. Quincy Jones zögerte keine Sekunde und schlug sich selbst vor.
Ein Amalgam aus Alt und Neu
Zu diesem Zeitpunkt hatte Jones nicht nur für Jazzgrössen wie Duke Ellington oder Frank Sinatra arrangiert. Er hatte auch schon Film- und Fernsehmusik geschrieben und bei R&B-Produktionen mitgemischt. Er hatte also alles, was es zum Produzieren eines Michael Jackson brauchte und zündete damit eine weitere Stufe seiner steilen Karriere.
Die Zusammenarbeit mit Michael Jackson verlief so glamourös, dass sie Quincy Jones’ spätere Errungenschaften etwas in den Schatten stellte. Dazu zählt etwa sein Album «Back on the Block» von 1989. Damit stiess er eine Entwicklung an, die bis heute immer wieder zu musikalischen Sternstunden führt: die Kombination von Jazz und Hip-Hop.
Ohne Quincy Jones wäre die Musikwelt heute eine andere. Von den gut 70 Jahren dieser Karriere war kein einziges zu viel.