Am 4. Dezember feierte das Stück «Eliogabalo» am Opernhaus Zürich Premiere. In der Hauptrolle: der ukrainische Kontertenor Yuriy Mynenko.
Der Opernsänger ist nur dank einer Sonderbewilligung in der Schweiz, vom ukrainischen Kulturminister persönlich ausgestellt.
Die grössere Hilfe
Ohne die Bewilligung wäre er jetzt nicht hier und müsste sich stattdessen in der Ukraine für den Militärdienst bereithalten. Seine Frau und Tochter durften mit ihm nach Zürich reisen, sein Sohn aber musste in Odessa bleiben.
«Für mich ist das ein grosser Konflikt», sagt Yuriy Mynenko. Aber man müsse sich überlegen, wie man am besten etwas beitragen könne. Er sei Sänger, kein Soldat: «Ich habe überhaupt keine Erfahrung in der Armee, ich kann dort nicht helfen.» Stattdessen arbeitet er weiter und spendet Geld.
Ein Tyrann mit guten Seiten
Während Putin sein Land angreift, spielt Yuriy Mynenko in der Oper einen Schreckensherrscher, den römischen Kaiser Eliogabalo. Dekadenz und sexuelle Ausschweifungen zeichneten die historische Vorlage aus.
Eliogabalo kam am 16. Mai 218 an die Macht, mit gerade einmal 14 Jahren. Nur vier Jahre später wurde er von den eigenen Leuten ermordet.
In der Opernfigur Eliogabalo sieht Yuriy Mynenko trotz allem auch Gutes. Eliogabalo sei nicht nur ein Wahnsinniger mit viel Macht. «Er erforscht neue Emotionen und will die Liebe erfahren, und ändert dafür auch seine sexuelle Identität.»
Vielstimmig mit heiklem Finale
Die frühbarocke Oper des Komponisten Francesco Cavalli passt überraschend gut in die heutige Zeit. Der venezianische Komponist schrieb sie 1667 für den Karneval. Aufgeführt sah er sie nie: Zu heikel war den damaligen Machthabern insbesondere die Ermordung des Eliogabalos am Schluss.
Für über 300 Jahre verschwand das Manuskript, bis es in den 1990er-Jahren wiederentdeckt und zur Eröffnung des Teatro San Domenico in Crema uraufgeführt wurde.
Die Oper ist musikalisch nicht die einfachste. So braucht es gleich mehrere Kontertenöre, also männliche Stimmen, die in der obersten Stimmlage singen können.
Aufenthalt auf Zeit
Mit Yuriy Mynenko konnte das Opernhaus Zürich einen der international gefragtesten Kontertenöre engagieren. Dessen Zukunft nach seinem Aufenthalt in Zürich ist noch ungewiss. Er selbst sagt: «Wenn das Projekt vorbei ist, möchte ich zurück in die Ukraine. Ich hoffe, das klappt.»
Doch noch bis zur Dernière am 7. Januar verkörpert er in Zürich den Eliogabalo, mit lustvollem Schauspiel und eindrücklicher Stimme.