Wenn bei einem Popsong vor der Veröffentlichung der letzte Schliff vorgenommen wird, kommt viel Technologie zum Einsatz. Auch Geräte aus Uster im Zürcher Oberland.
IBIS und Gambit heissen diese High-End-Konsolen, die von der Firma Weiss Engineering hergestellt werden. Sie helfen zum Beispiel dabei, die Dynamik von Songs anzupassen oder Zischlaute, die der Aufnahme von Stimmen entstehen, zu entfernen. Erfunden hat sie der Ingenieur Daniel Weiss.
Auf der geheimen Liste
Dass er trotz seines Beitrags, den er bei vielen Superhits geleistet hat, nicht im Rampenlicht steht, kümmert ihn nicht: «Ich bin eher introvertiert, darum stört mich das kaum. Aber eine gewisses Anerkennung bekommt man von den Kunden schon.
Mit dem Technical Grammy steht Daniel Weiss nun doch selbst im Vordergrund. Schon im November wurde ihm mitgeteilt, dass er den Preis gewinnt. Völlig überraschend war das nicht, Daniel Weiss wusste von einer geheimen Liste: «Schon mehrere Jahre lang wusste ich, dass gewisse Kunden von uns in den USA das angestrengt haben, dass ich auf die Liste komme. Sie sind dran geblieben über die Jahre – darum hat es jetzt geklappt.»
Geehrt wird Daniel Weiss, weil seine Firma eine der ersten war, die Geräte für die digitale Klangbearbeitung entwickelt hat. Als 1982 die CD auf den Markt kam, habe sich eine Marktlücke aufgetan, erinnert sich Weiss. Es wurden Geräte gesucht, mit denen der Mastering-Ingenieur das Musiksignal in der digitalen Form bearbeiten konnte.
Digital ist besser
Bis dahin musste für das Mastering die digital aufgenommene Musik auf analog zurückgewandelt werden. Mit den Geräten von Weiss Engineering konnte das direkt mit der digitalen Aufnahme gemacht werden. Das hat die Soundqualität verbessert. Daniel Weiss’ Geräte wurden in den USA schnell populär und sind im schnelllebigen Technologie-Markt bis heute gefragt.
«Unsere Equalizer zum Beispiel, also die Klang-Regelung, sind immer noch extrem populär. Und die haben immer noch das gleiche Design wie in den 80er-Jahren», sagt Weiss. Seine Arbeit sei im Grunde angewandte Mathematik – und die Mathematik bleibe eben immer gleich.
Kann Musik daheim klingen wie im Konzertsaal?
Daniel Weiss beliefert nicht nur Mastering Studios mit Spezialgeräten, sondern will auch den Musikgenuss zuhause optimieren: «Wenn Sie zum Beispiel an einem Haus vorbei gehen und aus einem Fenster Musik hören, können Sie in einem Sekundenbruchteil sagen, ob diese Musik live gespielt wird oder aus einem Lautsprecher kommt. Da stimmt doch etwas nicht!» Mit seiner Firma sei er daran, diesem Phänomen auf die Schliche zu kommen und die Stereowiedergabe, wie wir sie heute kennen, zu verbessern.
Daniel Weiss will, dass Musik auch auf der heimischen Stereoanlage so klingt wie live im Konzertsaal. Gerade in Zeiten von Corona wäre das sicherlich eine willkommene Entwicklung.