Die Karriere von Philippe Jordan ist nicht vom Hype geprägt ist, sondern führte konzentriert und stetig von den Provinzbühnen nach oben an die grossen Häuser. Der Schweizer ist noch keine 40 Jahre alt, aber bereits Musikdirektor der Pariser Oper und ab kommender Saison auch Chefdirigent der Wiener Symphoniker.
Letztes Jahr gab er mit «Parsifal» sein Debut in Bayreuth, mit dem «Ring des Nibelungen» verzauberte er schon das Zürcher Publikum. An der Pariser Oper wurde der «Ring» vor über 50 Jahren letztmals aufgeführt, 2013 dirigiert ihn nun Jordan wieder. Wie immer «mit Haut und Haaren»: «Die Gefahr für mich als Dirigent ist manchmal, dass wenn man sich zu sehr damit beschäftigt, verliert man die Perspektive für das, was um Wagner herum ist», sagt Jordan.
Eine musikalische Jugend
Sechs Jahre alt war Philippe, der Sohn des Dirigenten Armin Jordan, als er mit dem Klavier begann. Zwei Jahre später ging er zu den Zürcher Sängerknaben, kurz darauf kam die Geige dazu, dann das Komponieren. Mit 16 durfte er endlich ans Zürcher Konservatorium, machte sein Examen mit Auszeichnung – und fand seine Bestimmung: das Dirigieren.
Jordan ging den langsamen, steinigen, aber gründlichen Weg: als Assistent von Jeffrey Tate, als Kapellmeister am Stadttheater Ulm, als Assistent von Daniel Barenboim in Berlin, als Chefdirigent in Graz und zunehmend als gern gesehener Gast bei den grossen Festivals an den grossen Opernhäusern zwischen Berlin und Wien, Zürich und New York. Und jetzt eben: Paris.
Wagner in Paris
Seit Anfang des Jahres widmet er sich dort vornehmlich dem «Ring des Nibelungen» von Richard Wagner: erst sechs Aufführungen des Rheingolds, dann siebenmal die Walküre, siebenmal Siegfried, siebenmal Götterdämmerung und dann nochmal der integrale Ring.
Von seiner Faszination hat Wagner für Jordan nach wie vor nichts verloren: «Ich staune jedes mal darüber, dass ich noch mehr Sachen entdecke: Schichten, die man freilegt, und man immer weiter in die Substanz geht. Das ist ein Prozess, der unglaublich faszinierend ist.»
Philippe Jordan beherrscht die Kunst der leisen Perfektion wie kaum ein anderer. Das ist es vielleicht auch, warum der Schweizer in Paris solch grossen Erfolg hat. Ausgerechnet mit der deutschesten aller Musiken, im Herzen des ehemals deutschen Erzfeindes, in Frankreich, in Paris. Es ist die unaufgeregte Gründlichkeit.
Oder, wie Peter Hagmann in der NZZ schrieb: «Hier herrscht eine Arbeit an der Substanz, welche die erstaunlichsten Ergebnisse zeitigt. Insgesamt herrscht da eine Verbindung von Aplomb und Genauigkeit, die alles andere als alltäglich ist – und das auf einem orchestralen Niveau, das wenig Wünsche offenlässt.»