Mit Fredy Studer konnte man wunderbar und ausgiebig über Musik fabulieren. Hellwach, präzise und immer wieder überraschend formulierte er seine Argumente. Er liebte Widerspruch und war an anderen Ansichten interessiert.
«Eifach mache»
Wenn er erst einmal hinter seinem gelben Gretsch-Drumset Platz genommen hatte, und die Sticks in den Händen hielt, dann war «Ende der Durchsage». Dann gab es nur noch zwei Maximen: «Eifach mache» und «Es mues eifach fahre», vorgetragen im breitesten Luzerner Dialekt.
Der 1948 in Luzern geborene Autodidakt spielte zeitlebens eine Musik, die in ihrer Vielfalt und Radikalität kaum an akademischen Institutionen vermittelt wird. Das verband ihn mit den drei Kollegen von OM, mit denen er ab 1972 Electricjazz-Freemusic spielte: kompromisslos und eigenständig, nicht nur in der Wortschöpfung.
Eine neue, andere Musik
Mit dem Gitarristen Christy Doran, dem Saxophonisten Urs Leimgruber und dem Bassisten Bobby Burri machten Studer und OM international Karriere. Dabei veröffentlichten sie richtungsweisende Produktionen. Zum 50-jährigen Bestehen der Band waren für Herbst 2022 Veröffentlichungen und Konzerte geplant. Bei OM teilte man die Haltung des «Eifach mache» von Beginn an. Andernfalls wäre diese neue und gänzlich andere Musik nicht entstanden.
Er hatte den Groove
Dem Entdeckergeist und dem Experiment, stand die Idee einer pulsierenden Musik gegenüber. Der Groove war für Fredy Studer immer ein zentrales Element seines Schaffens. Und den bediente er wie sonst kaum einer.«Es mues eifach fahre» bezeichnet genau diesen unwiderstehlichen Groove, den Studer nach OM auch mit Bands wie Red Twist & Tuned Arrow, Koch-Schütz-Studer und seiner eigenen Band Phall Fatale jederzeit kreierte.
Auch in Hendrix-Projekten in verschiedenen Formationen –immer mit seinem Jugendfreund und Gitarristen Christy Doran – klang sein Groove durch. Stets eine Quelle der Inspiration blieben das Jimi Hendrix Trio, das John Coltrane Quartet und die Werke des Komponisten Edgar Varèse.
Musik als Dialog
Neben diesen richtungsweisenden und innovativen Bands arbeitete Fredy Studer auch immer wieder mit führenden Schlagzeugern aus der ganzen Welt zusammen. In George Gruntz Percussion Profiles, Pierre Favres Singing Drums oder dem Ensemble der Perkussionistin Robyn Schulkowsky wurden ganze Arsenale von Schlagwerk zu klingenden und singenden Organismen zusammengeführt. Mitten drin: Fredy Studer, der auch im dichtesten Gewusel nie den Überblick verlor.
Zentrales Element neben dem Groove: der Dialog. Fredy Studer liebte es, sich mit den unterschiedlichsten Rhythmuskonzepten auseinanderzusetzen und mit den wichtigsten Vertretern in Dialog zu treten. Verbal und musikalisch.
Sein offener Geist wird schon jetzt schmerzlich vermisst.