Robbie Robertson war keiner, der sich selbst unbedingt ins Rampenlicht stellen musste. Er agierte eher aus dem Hintergrund heraus und liess vor allem seine Taten für sich sprechen.
Als Komponist von Songs wie «The Weight» hat er unvergessliche Klassiker geschrieben, die sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben. Aber auch als Filmkomponist feierte er bis vor wenigen Jahren grosse Erfolge, etwa mit seinem Soundtrack zu «The Irishman».
Alles greift ineinander
Robbie Robertson hatte ein hervorragendes Gespür fürs grosse Ganze. Seine Musik überzeugt damit, wie alles ineinandergreift: Musik, Produktion und Inhalt. Zum Beispiel ist «The Weight» nicht nur kompositorisch ein Meisterwerk, mit einem eingängigen Refrain und einer Dramaturgie. Das Stück ist auch brillant arrangiert, indem die Stimmen und Instrumente sich perfekt ergänzen.
Robbie Robertson sang den Song «The Weight» nicht selbst, obwohl der Text von ihm stammt und der Song in gewisser Weise seine Geschichte erzählt. Ein weiteres Indiz dafür, dass er bei seiner Musik das eigene Ego draussen lassen konnte.
Der Song erzählt die verdichtete Geschichte eines Roadtrips. Der Protagonist gerät dabei in die Situation, in der er einen Pakt mit dem Teufel schliessen soll.
Eine Parallele zu Robertsons Anfängen: Als junger Songschreiber musst er aufpassen, um nicht an die falschen Leute im Musikbusiness zu geraten. Geldgierige Musikproduzenten und Label-Bosse nämlich, die sein Talent erkannt haben und ihn über den Tisch ziehen wollten.
Eine ehrliche Haut
Robbie Robertson ist sich immer treu geblieben und hat stets das verfolgt, woran er geglaubt hat. Ob es nun um seine Musik ging oder um die Karriere. Und er scheint auch eine sehr integre und loyale Persönlichkeit gewesen zu sein.
Das zeigt eine Geschichte mit Bob Dylan, der Robbie Robertson als einzelnen Gitarristen für seine Liveband gewinnen wollte. Robbie Robertson entgegnete Bob Dylan aber, er sei bereits in einer festen Band und käme nur, wenn alle dabei sein können.
Filmmusik mit feiner Handschrift
Seiner Qualitäten war sich auch die Filmindustrie bewusst. Robbie Robertson wusste, was es braucht, um eine Filmszene musikalisch zu veredeln. So schrieb er 1980 die Filmmusik zu Martin Scorseses Boxerdrama «Wie ein wilder Stier».
Durch sein Renommee genoss er grosse Freiheiten: Er konnte den Filmen seine musikalische Handschrift aufdrücken und auch unkonventionelle Ideen umsetzen.
So hat er beispielsweise für die Filmmusik von «Shutter Island», ebenfalls ein Scorsese-Film, zwei bestehende Stücke miteinander kombiniert: Max Richters «On the Nature of Daylight» mit der Stimme der Jazzsängerin Dinah Washington, wie sie den Song «This Bitter Earth» singt.
Das Ergebnis passt auf eine seltsame Art und Weise zusammen, obwohl es nicht zusammengehört. Das kann nur ein Profi.