Was ist wirklich wichtig für die Menschen? Vor allem persönliche Ereignisse wie die Liebe, Trennungen, schwere Krankheiten, Todesfälle, die Geburt eines Kindes. Weniger häufig kommen in den ungefähr 100 tabellarischen «Lebensläufen» auf der Website «Zehn wichtigste Ereignisse meines Lebens» berufliche Erfolge und Misserfolge vor. Auch die grossen weltpolitischen Ereignisse - der Mauerfall, die Anschläge vom 11. September 2001 - tauchen nur punktuell auf.
Intime Ereignisse
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses redaktionell betreuten offenen Projekts, zu dem alle eingeladen sind, geben sehr Intimes preis. Etwa die Projektleiterin Eva, Jahrgang 1986. Sie schreibt für November 2012: «Tim sagt mir am Helvetiaplatz, er hätte die Hoffnung in unsere Liebe verloren. Ich laufe ihm nach 15 Minuten ohne weiteren Wortwechsel davon und versuche mir ein anderes Leben vorzustellen.» Die 40jährige Dramaturgin Karoline schreibt: «Mai 1976: Mein Vater besteigt ein Flugzeug. Die Triebwerke fallen aus. Alle Insassen kommen ums Leben.»
Kleine Glücksmomente im Alltag
Zu lesen ist auch Erfreuliches, die Freude über die Geburt eines Kindes, und die Liebe kann auch glücklich machen: Die 38jährige Redaktorin Sascha meldet: «Juni 2012: Nach viel Pech in der Liebe treffe ich einen Mann, mit dem plötzlich alles ganz einfach ist.»
Die einzelnen Einträge sind kurz und bündig, und dieses Lakonische, Direkte wirkt enorm stark. Was da stattfindet, ist das pralle Leben, das manchmal auch aus ganz kleinen poetischen Momenten besteht, aus kleinen Glücksmomenten im Alltag. Vom Lehrer James stammt dieser Eintrag: «März 2007: Freihändig fahre ich über die Wettsteinbrücke und schaue nach links dem Rhein entlang». Bei solchen Augenblicken entstehen im Kopf sofort schöne, freundliche Bilder.
Über hundert solche «Lebensläufe» in jeweils zehn Ereignissen sind auf dieser Website vorhanden, versehen jeweils mit dem Namen, Jahrgang, den Wohnorten und Berufen des Mannes oder der Frau, der oder die den Beitrag geschrieben hat.
Website und Kunstaktion zugleich
Hinter diesem Langzeitprojekt steckt der in Bern und Zürich arbeitende Mats Staub. Er ist 40 Jahre alt und hat Theaterwissenschaften, Journalistik und Religionswissenschaften studiert. Seit 2004 erarbeitet er Kunstprojekte zwischen Theater, Ausstellung, Journalismus und Wissenschaft. Das Projekt «Zehn wichtigste Ereignisse meines Lebens» ist zweigleisig: einerseits ist es Website, andererseits eine Kunstplakataktion in Theatern, die zurzeit durch die Schweiz tourt.