Wer bei «Kulinarisches Erbe der Schweiz» eine Rezeptsammlung nach Grossmutters Art erwartet, wird enttäuscht: In den Artikeln über rund 400 kulinarische Spezialitäten aus der ganzen Schweiz – von Aromat bis Ziger – steht alles über die Lebensmittel, ausser wie man sie zubereitet.
Was man aber erfährt, sind die Geschichte, Produktion, Konsum oder die wirtschaftliche Bedeutung des jeweiligen Produkts. Das Überraschende: So trocken das auch klingt, die Artikel sind spannend und unterhaltend. Nebenbei erfährt man auch Wissenswertes über die kulinarische Geschichte und Kultur der Schweiz.
Anekdote zur Emmentaler-Industrie
Zum Beispiel der Artikel über den berühmtesten aller Schweizer Käse, der Emmentaler: Dort stehen neben trockenen Fakten («Der Emmentaler schien im 16. Jahrhundert ein beliebter Geschenkartikel gewesen zu sein») auch kleine, fast schon anekdotenhafte Geschichten, zum Beispiel über das (ganz knapp verhinderte) Ende der Emmentaler-Industrie: «Das Aufkommen von Schutzzöllen, ein erbittert geführter Konkurrenzkampf und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges, als der Bundesrat den Käseexport zu Gunsten der Landesversorgung völlig stoppte, stürzten die Emmentaler – und mit ihr die ganze Käsebranche – in eine schwere Krise.» (Die Gründung der «Schweizerische Käseunion AG» verhinderte dann das Schlimmste).
Auch Vorurteile werden bestätigt: Im Kapitel «Konsum» erfährt man, dass der Emmentaler im Ausland tatsächlich der beliebteste Schweizer Käse ist. Im Inland dagegen ist er nur an dritter Stelle, nach Gruyère und Raclette.
«Wir bringen der Schweizer Bevölkerung ihre kulinarische Kultur näher», lautet das erklärte Ziel des Vereins «Kulinarisches Erbe der Schweiz». Das schaffen sie auch: Wenn man Wissenwertes und Überraschendes über ganz traditionelle Schweizer Produkte wie Cola-Fröschli, Aromat oder Mostbröckli erfahren will, ist man auf dieser Webseite richtig.