Jahr für Jahr trifft sich die internationale Comicszene in Angoulême – das sind rund 200'000 Besucher, mehrere Tausend Künstler, Verleger und viele Fachleute aus aller Welt. Zum Festival gehören auch eine Reihe von Auszeichnungen, die in verschiedenen Kategorien für Comickünstler vergeben werden. Allen voran der «Grand Prix de la Ville d'Angoulême». Diesen renommierten Preis erhalten Comiczeichner für ihr Lebenswerk oder ihre herausragende Bedeutung in der historischen Entwicklung des Comics. 37 Mal wurde er bereits vergeben.
Schlichte Umsetzung
Anlässlich des 40jährigen Jubiläums werden auf der Webseite des Festivals diese 37 Gewinner in kurzen Videoclips vorgestellt. Die schlichte Umsetzung des französischen Autors Benoît Peeters kommt ganz ohne Kommentar und Personen aus. In den zweiminütigen Videos werden ausschliesslich abgefilmte Comics der Autoren gezeigt, unterlegt mit der dramatischen Musik des französischen Komponisten Bruno Letort.
Neu- und Wiederentdecken
Nach zwei Minuten hat man als Laie ein erstaunlich vielseitiges Bild des Stils und der Schaffenswelt des jeweiligen Zeichners. So einfach diese Idee auch ist, so wertvoll ist die Wirkung: solch einen effizienten Zugang zum Neu- oder Wiederentdecken von Comickünstlern wie Albert Uderzo, Jacques Tardi, Morris oder Moebius gibt es nicht oft.
Ausschlaggebend ist wohl auch die Nähe, mit der Peeters die Zeichnungen abgefilmt hat. Die Kameraeinstellung bewegt sich meist nur innerhalb eines «Panels», eines Comic-Einzelbilds. Durch diesen Fokus kommen viele Details, die den Zeichner charakterisieren, fast noch mehr zur Geltung, als beim Betrachten eines ganzen Comicstrips. Man merkt, dass sich Peeters mit Comics auskennt – zusammen mit François Schuiten hat er die Comicserie «Die geheimnisvollen Städte» entworfen und mehrere Bücher über Comicautoren verfasst.