- «Hi Poncho!»
- «Oh, hallo Lukas!»
- «Wie ist das Wetter in Zürich?»
- «Das Wetter in Zürich ist klar und 18°.»
- «Kann ich kurze Hosen anziehen?»
- «Das könntest du, aber dann frierst du vielleicht.»
Poncho ist aufs Wetter spezialisiert. Er ist einer der neuen Chatbots, mit denen man sich seit kurzem im Facebook-Messenger unterhalten kann. Poncho gibt Auskunft, als ob er ein Mensch wäre. Er kann auch etwas Smalltalk:
- «Was läuft, Poncho?»
- «Ich suche ein Ladegerät… Ich bin auf 4%. Und bei dir?»
- «Ich habe Hunger.»
- «Faszinierend.»
Wenn ich die Unterhaltung fortsetze, fällt die menschliche Fassade aber schnell. Poncho versteht nur, was ihm seine Schöpfer beigebracht haben. Er reagiert auf Stichworte; seine Antworten gibt er nach einem vorgegebenen Muster. Wenn ich nicht genau die Wörter oder Befehle verwende, die Poncho gelernt hat, erhalte ich immer wieder dieselbe Antwort: «Ups, das habe ich nicht verstanden.»
Noch keine Alleskönner
Es gibt auch schlauere Chatbots. Die iPhone-Assistentin «Siri» etwa startet auf gesprochene Befehle einen Anruf, erstellt Kalendereinträge oder sucht das nächste Restaurant. Ähnlich funktionieren «Google Now» oder «Cortana» von Microsoft.
Solche Chatbots können also gesprochene Sätze verarbeiten, und sie verstehen, was gemeint ist – dank künstlicher Intelligenz. Die ist allerdings noch ausbaufähig.
«Die Bots sind bei Weitem noch nicht perfekt», sagt der Onlinejournalist Martin Hoffmann, der sich mit Chatbots befasst. «Aber je mehr man sie nutzt, umso mehr lernen sie und umso besser wird die Technologie im Hintergrund.» Mit der Zeit sollen die Chatbots also immer intelligenter werden und auch komplexe Anfragen beantworten können.
Im Moment noch Menschen dahinter
Ein Chatbot, der lernt, ist auch Facebooks «M», der bisher nur in den USA verfügbar ist. «M» kann ein Taxi bestellen, eine Pizza ins Büro liefern lassen oder neue Schuhe kaufen.
Allerdings: Im Moment verstecken sich hinter «M» noch Menschen. Sie übernehmen, wenn eine Anfrage für den Chatbot zu kompliziert ist. Das Ziel ist aber klar: Mit «M» soll ich alles Mögliche erledigen können – ohne dafür den Facebook-Messenger zu verlassen.
Win-Win-Win-Situation?
Das ist einer der wichtigsten Gründe, wieso Firmen wie Facebook auf die Chatbots setzen: Die Nutzer sollen so viel Zeit wie möglich auf ihren Plattformen verbringen. So können sie ihnen Werbung zeigen und damit Geld verdienen.
Nachrichten-Apps wie der Facebook-Messenger oder WhatsApp gehören zu den meistgenutzten Apps überhaupt. Webshops und andere Dienstleister wollen dort Chatbots anbieten, um möglichst viele Nutzer zu erreichen – mehr, als sie mit einer eigenen App erreichen könnten.
Schliesslich sollen auch die Nutzer von den Chatbots in den Nachrichten-Apps profitieren, weil sie nicht mehr für jeden Dienst eine eigene App installieren müssen.
Werden Chatbots die Apps also bald verdrängen? Martin Hoffmann ist skeptisch. Eine Prognose wagt er trotzdem: «Innerhalb bestehender Messenger-Apps wie WhatsApp oder dem Facebook-Messenger wird sich eine neue Infrastruktur bilden. Diese wird zum Teil aus Bots bestehen, aber zum Teil auch aus anderen kleinen Applikationen.»
Hallo, ist da ein Mensch?
Klar ist: Chatbots müssen besser werden, wenn sie die Apps ernsthaft konkurrenzieren und zu nützlichen Assistenten werden sollen. Für den Moment lasse ich die schöne neue Welt der sprechenden Computerprogramme getrost links liegen – Unterhaltungen mit unausgegorenen Chatbots verlieren ihren Reiz schnell.
Aber es beginnt eine Zeit, in der ich den Kundendienst meiner Telefongesellschaft kontaktiere und nicht mehr so sicher bin: Spricht da ein Mensch oder ein Computerprogramm?