Bis zu 15 Minuten dauern die Videos von den Zahlenliebhabern auf numberphile.com. Sportlich, angesichts der komplexen Probleme, die die Wissenschaftler erklären. Zum Beispiel das der unterschiedlich grossen Unendlichkeiten. Ja, es gibt verschieden grosse Unendlichkeiten, stellt der Mathematiker James Grime von der Cambridge University zu Beginn seines Videos klar.
Um das zu belegen, schreitet er im Video zur Beweisführung auf braunem Packpapier. Natürlich seien die Unendlichkeiten nicht zählbar, aber man könne sie auflisten. Grime notiert Zahlenreihen, die seine Überlegungen illustrieren. Die wichtigste Feststellung: Von der Zahlenreihe 1/1, 1/2, 1/3, 1/4, etc. wird man nie zur Zahlenreihe 2/1, 2/2, 2/3, etc. gelangen. Ergo: es handelt sich um verschiedene Unendlichkeiten. Nachvollziehbar am besten direkt im Video.
Manchmal unverständlich – aber nie uninteressant
Spannend ist auch das Video von Mark Jago. Jago beschäftigt sich ebenfalls mit der Unendlichkeit, hat aber einen philosophischen Zugriff auf das Phänomen. Er erläutert vier Widersprüche im Zusammenhang mit der Unendlichkeit. Die vier Paradoxa, die er im 10-Minuten-Video erklärt, sind sehr abstrakt. Aber auch der interessierte Soft-Surfer kommt auf seine Kosten. Und sei es nur wegen Sätzen wie diesem: «Viele Mathematiker dachten, dass mit der Idee der Unendlichkeit etwas nicht stimmen könnte, dass man die Unendlichkeit vielleicht aus der Mathematik verbannen sollte. Dabei funktioniert das Konzept gut, man muss sich nur manchmal die Welt anders denken, damit es reinpasst.»
Kuchen schneiden nach wissenschafltichen Prinzipien
Das Projekt Numberphile wird unterstützt vom MSRI, einem Institut für Mathematik in Berkeley, Kalifornien. Auf der Plattform, dem dazugehörigen YouTube-Kanal und auf Facebook geben Mathematiker, Physiker und andere Spezialisten Einblick in ihre Forschung. Sie berichten von Phänomenen, Problemstellungen oder Fragen, die sie beschäftigen.
Manchmal ist das abgedreht: Spieltheorie, Chaostheorie, künstliche Intelligenz. Immer wieder geht es aber auch um altbekanntes wie die Fibonacci-Folge, den Goldenen Schnitt oder die Primzahlen. Und zwischendurch nehmen sich die Damen und Herren Wissenschaftler auch äusserst alltäglicher Fragen an, wie zum Beispiel der, wie man einen runden Kuchen schneiden muss, damit er möglichst lange frisch bleibt. (Zweimal durchschneiden, Stück herausheben, Kuchen wieder zusammendrücken. Im 90-Grad-Winkel wiederholen. Im Prinzip ganz einfach: zu sehen hier.)
Wissenschaftsgeschichte schwingt mit
Dieses Kuchen-Video von Alex Bellos bringt wohl auf den Punkt, warum Numberphile.com so faszinierend ist. Der Journalist und Zahlennarr referiert und demonstriert die Kuch-Schneid-Methode von Francis Galton. Und liefert ganz viel Wissenschaftsgeschichte mit.
Veröffentlicht wurde Francis' Methode 1906 im Wissenschaftsmagazin «Nature». Titel: «Einen runden Kuchen nach wissenschaftlichen Prinzipien schneiden». Der Brite Galton war ein reicher Mann, ein Entdecker, ein Gentlemen. Er legte die Grundlage für die heutige Statistik, gilt als Erfinder der Wettervorhersage und war nicht zuletzt ein Cousin von Charles Darwin.
Das alles erfährt der Zuschauer, während eckige Stücke aus einem runden Kuchen geschnitten werden. Ein Sinnbild dafür, wie anders, aber doch nachvollziehbar man doch die Welt sehen kann.