Dass Facebook Suizidprävention betreibt, ist nicht neu: Seit 10 Jahren – so das Unternehmen – arbeitet Facebook an «Suicide Prevention Tools», an Suizidpräventionsmassnahmen.
Dabei holt sich das Netzwerk Hilfe von Experten: Facebook arbeitet eng mit Hilfsorganisationen zusammen. Ziel ist, suizidgefährdete Nutzer früh zu erkennen und ihnen zu helfen.
Facebook macht das nicht nur aus Nächstenliebe: Es gab mehrere, tragische Fälle, bei denen Menschen sich vor laufender Kamera umbrachten – übertragen im Livestream auf Facebook. Keine gute Werbung für das soziale Netzwerk.
Die Software liest mit
Neu ist jetzt die künstliche Intelligenz, die Facebook entwickelt hat, um suizidale Nutzer zu erkennen.
Die Software scannt Timelines der Nutzer, zum Beispiel nach Signal-Wörtern und Phrasen wie «Ich will nicht mehr leben» oder «Ich hasse mein Leben, ich kann nicht mehr».
Auch indirekte Hinweise werden als mögliche Signale erkannt. Das sind zum Beispiel Kommentare von anderen Nutzern wie «Geht es dir gut?» oder «Brauchst du Hilfe?».
Software schlägt Alarm
Sobald die Software Alarm geschlagen hat, übernimmt ein Mensch: Ein Facebook-Mitarbeiter prüft den Fall und entscheidet, wie man weiter vorgeht.
Facebook kann dem betroffenen Nutzer eine Nachricht schicken und ihm konkret Hilfe anbieten («Ruf einen Notfalldienst an» oder «Sprich mit einem Freund»).
Die Hilfe von Facebook geht aber auch so weit, dass die Mitarbeiter die Behörden alarmieren können. Facebook nennt das «Wellness Checks». In einer Testphase wurden in den USA letzten Monat 100 solcher Checks von Facebook ausgelöst – mit Erfolg, so das Unternehmen.
Facebook will nur helfen
Timelines mitlesen? Wegen eines verdächtigen Facebook-Posts die Polizei alarmieren? Facebook CEO-Zuckerberg Mark Zuckerberg sieht darin kein Problem.
Die neue Software zur Suizidprävention kann Leben retten – und damit scheint jeglicher Eingriff in die Privatsphäre gerechtfertigt.
Die EU sieht darin sehr wohl ein Problem. Daher wird das neue Suicide Prevention Tool weltweit ausgespielt – ausser in der EU, wie Facebook in einer Mitteilung verkündete. Ob die Schweiz als Teil von Europa in diesem Fall auch als Teil der EU gilt, lässt Facebook offen.
Brauchen Sie jemand, der Ihnen zuhört? Beraterinnen und Berater der «Dargebotenen Hand» sind jederzeit unter der Telefonnummer 143 erreichbar.