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Vom Virus befreit
Aus Wissenschaftsmagazin vom 09.03.2019. Bild: imago / Westend61
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Aidstherapie Vom Virus befreit – Heilung geglückt

Ärzte befreien einen HIV-Patienten vom Virus, mit einer Stammzelltransplantation. Warum das Gentherapeuten freut.

Der Erfolg der Ärzte am University College London ist eigentlich ein nur willkommener Nebeneffekt. Ein Nebeneffekt der Stammzelltransplantation, die dort ein HIV-infizierter Patient bekam, weil er schwer an Krebs erkrankt war.

Diese Therapie war seine letzte Chance, die Krebserkrankung zu überstehen. Und seine Ärzte versuchten, aus der Situation sozusagen das Beste zu machen.

Sie wählten für die Stammzellspende einen Spender aus, der natürlicherweise gegen HIV resistent war. Diese natürliche Resistenz kommt bei etwa einem von hundert Europäern vor. Die Hoffnung der Ärzte war, dass sich diese Resistenz auf den Patienten übertragen würde.

Therapie geglückt

Knapp drei Jahre später ist klar, ihre Idee ist aufgegangen. Der Patient hat nicht nur seine Krebserkrankung überwunden, sondern allem Anschein auch die Infektion mit HIV. In seinem Blut ist kein Virus mehr nachweisbar.

Damit ist der Patient in London, der zweite weltweit, bei dem dieser Plan funktioniert hat. Gut zehn Jahre früher, 2008, war Ärzten an der Berliner Charité das Gleiche gelungen.

Mann mit Bart und lichtem Haar in Krankenhaushalle
Legende: Timothy Ray Brown ist der «Berliner Patient»; die erste Person, die von HIV befreit wurde. Keystone

Dank Patient Nr. 2 ist klar: Was beim Berliner Patienten geklappt hat, war mehr als nur Zufall. Es lässt sich wiederholen.

«Die Freude unter Forschern, die sich mit Gentherapie beschäftigen, ist gross», sagt Toni Cathomen. Er forscht an der Universitätsklinik von Freiburg im Breisgau, und versucht etwas ganz Ähnliches wie die Ärzte in Berlin und London. Nur dass er nicht Stammzellen von einem Spender transplantieren will. Er will mit Zellen arbeiten, die vom HIV-Patienten selbst stammen.

Resistenz erzeugen

In diesen Zellen der HIV-infizierten Patienten will er die HIV-Resistenz gentherapeutisch erzeugen. Dass das Prinzip funktioniert, ist schon länger klar.

Die Immunzellen, die im Körper eines Kranken von HI-Virus angegriffen werden, kann Cathomen genetisch im Labor so verändern, dass sie resistent werden.

HI-Viren

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HI-Viren infizieren bestimmte Immunzellen im Körper. Das Virus nutzt dafür Strukturen in der Zellhülle, dockt dort an und dringt in die Zelle ein.

Fehlen diese Hüllstrukturen, kann das Virus nicht eindringen, die Zellen sind resistent. Das kommt natürlicherweise bei wenigen Menschen vor, lässt sich aber gentechnisch erzeugen.

Nun muss der Forscher mit seinen Kollegen an der Universitätsklinik noch viele technische Hürden überwinden, bis er das Prinzip auch in der Praxis anwenden kann.

Sein Ziel: In einem Jahr will er den ersten Patienten in eine klinische Studie aufnehmen. Parallel dazu laufen ähnliche Studien in China und den USA.

Eine Stammzelltransplantation ist riskant

Cathomen betont, eine solche Stammzelltransplantation ist riskant: «Fünf von hundert Patienten, die sich einer Stammzelltransplantation unterziehen, sterben an den Folgen der Therapie.»

Sie komme daher für «normale HIV-Patienten» nicht in Frage, sondern nur dann, wenn ein HIV-Patient gleichzeitig an Krebs erkrankt ist.

Für alle anderen HIV-Patienten ist eine Therapie mit antiviralen Medikamenten immer noch die bessere Wahl. Sie ist weniger strapaziös und in den meisten Fällen haben die Patienten damit eine gute Lebensqualität und eine relativ hohe Lebenserwartung.

Das Fazit

Auch wenn nur wenige HIV-Patienten direkt profitieren werden. Für Forscher, die sich mit Gentherapie beschäftigen, ist Patient Nr. 2 ein weiterer Beweis: Das Erbgut kann der Ort sein, wo sich Krankheiten bekämpfen lassen. HIV ist nur ein Beispiel.

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