Es gibt fast nichts, was es nicht gibt. Auch Geruchssensoren kann man kaufen. Diese Gadgets lassen sich anhauchen oder irgendwo hinhalten. Sie ermitteln dann zum Beispiel, wie viel Alkohol man intus hat. Oder wie streng es unter den Achseln und an den Füssen nach Schweiss riecht.
Doch solche Analysen sind selten zuverlässig. Und über ihre Notwendigkeit lässt sich streiten.
«Das Potenzial ist riesig»
Forschende der ETH Zürich arbeiten an Geruchssensoren, die man tatsächlich brauchen kann. Nicht nur handlich und günstig sollen sie sein, sondern auch präzise. «Das Potenzial ist riesig», sagt die ETH-Materialwissenschaftlerin Ines Weber. «Es gibt unglaublich viele Anwendungsgebiete.»
In den Labors im ETH-Departement für Maschinenbau und Verfahrenstechnik ist daher eine ganze Reihe an handlichen Geruchssensoren in Entwicklung.
Einer soll am Atemgeruch erkennen, wie viel Aceton man im Körper hat. Das ist zum Beispiel für Diabetiker wichtig, die regelmässig ihren Stoffwechsel kontrollieren müssen.
«Künftig könnten sie zu diesem Zweck einfach das Handy anhauchen, statt wie heute Urintests zu machen», sagt Ines Weber.
Die Forscherin arbeitet auch an einem Sensor, der Benzol riechen kann. Dieses geruchsintensive krebserregende Gas kommt an Tankstellen vor, in Autoabgasen, Wandfarben, Möbellack, und es ist schon in tiefen Konzentrationen giftig.
Die WHO habe daher strenge Richtlinien definiert. «Doch im täglichen Alltag kann man die Belastung heute nicht wirklich messen.»
Smart-Watch mit Geruchssinn
Es gibt zwar Laborgeräte, die solche Gase präzise messen können, doch diese Apparaturen sind oft so gross wie Waschmaschinen und kosten hunderttausende Franken.
Ines Weber und Ihre Kollegen hingegen tüfteln an einfachen Geräten zum Mitnehmen und Messen vor Ort. «Zurzeit sind diese Geräte etwa handygross. Künftig sollen sie noch kleiner werden, sodass man sie zum Beispiel an eine Smartwatch stecken kann», so die Forscherin.
Via Bluetooth oder Wifi sollen die Sensorendaten ans Handy geschickt und dort via App ausgewertet werden.
Unerwünschte Nebengerüche
Der Sensor selbst ist nur so gross wie eine Stecknadel und hauchdünn. Sein Nanomaterial kann Strom leiten. Wenn ein bestimmtes Gas daran kommt, verändert das Material seine Leitfähigkeit, was sich dann messen lässt.
Klingt einfach. Es ist aber anspruchsvoll, einen sensitiven Geruchssensor zu entwickeln. Kaum ein Material reagiert nur aufs Wunschgas. Die ETH-Sensoren werden daher mit Filtern kombiniert, die zum Beispiel ein Parfüm oder sonstige unerwünschte Nebengerüche wegfiltern sollen.
Nah am Markt
Manche dieser Schnüffelgeräte könnten in den nächsten, zwei, drei Jahren auf den Markt kommen, schätzt Ines Weber. Am weitesten fortgeschritten ist ein Gerät ihrer Kollegen, das am Geruch über Getränken die Konzentration des giftigen Alkohols Methanol misst.
In Entwicklungs- und Schwellenländern, wo ein beträchtlicher Teil des Alkohols illegal gebrannt und teils mit Methanol versetzt ist, sterben zahlreiche Menschen an einer Methanolvergiftung. Einfache Kontrollen mit einem Sensor könnten viele Leben retten.
Es ist und bleibt schwierig, die chemische Information von Gerüchen mit Elektronik zu erfassen. Doch smarte Alltagsgeräte mit einem Riecher rücken näher – nicht nur zur Überprüfung der eigenen Schweissfüsse, sondern auch zu sinnvolleren Zwecken.