Ein Mann stellt ein kleines Beton-Häuschen auf einen leeren Tisch. Plötzlich erscheint auf der Tischfläche um das Häuschen ein digitaler Kartenausschnitt. Der Mann dreht an einem Knopf und der Kartenausschnitt verändert sich.
«Live Paper» heisst die Entwicklung von Simon Schubiger, Professor für Informatik am Institut für 4D-Technologien der Fachhochschule Nordwestschweiz. Die Idee dahinter: Ein intelligenter Tisch, der die digitalen Möglichkeiten nutzen kann, dessen Bedienung aber möglichst einfach bleibt. Solch ein Tisch könnte bei Beratungsgesprächen aller Art eingesetzt werden.
Projektion statt Bildschirm
Technisch funktioniert das über ein Projektionssystem, das sich an der Decke über dem Tisch befindet: Es besteht aus einem 3D-Scanner, der die Fläche vermisst, und einem hochauflösenden Beamer, der digitale Inhalte von einem Computer auf den Tisch projiziert.
Der Tisch wird so zur Interaktionsoberfläche. Das System erkennt alle Objekte sowie die Touchpunkte aller Finger, die die Tischoberfläche berühren. So lassen sich Menüs aufrufen, Knöpfe drücken und Grafiken verändern.
Handschrift und Interaktion
Der Tisch erkennt zum Beispiel ein speziell gekennzeichnetes Papier und projiziert Grafiken darauf, die sich dann interaktiv über Knöpfe oder Menüs verändern lassen.
Gleichzeitig kann man dieses Papier auch ganz normal mit seinen eigenen, handschriftlichen Anmerkungen versehen. Eine Handschrifterkennung ist integriert, sodass diese Notizen wiederum ins Digitale übertragen werden können.
Will man heute digitale Inhalte diskutieren, ist man auf ein Tablet oder einen PC angewiesen. «Damit steht im Beratungsgespräch häufig die Technik sehr im Zentrum, anstatt das Gespräch», sagt Simon Schubiger: «Wir möchten Elemente integrieren, die recht ‹undigital› daherkommen, aber mit digitalem Inhalt interagieren können.»
Virtuelle Elemente in der realen Welt
Der Ansatz entspricht der «Augmented» oder «Mixed Reality», also der Kombination zwischen realer und virtueller Welt. Rein virtuelle Welten seien zu technikbeladen, für den Einzelnen zu immersiv und damit ungeeignet für Gespräche, so die Macher.
«Calm technology» nennt sich die Bewegung, in welcher Technik in seiner Funktion zwar da ist, aber komplett in den Hintergrund tritt. «Wir leben in einer physischen Welt. Wir wollen mit realen Objekten und Personen interagieren», erklärt Simon Schubiger: «Heutige Virtual-Reality-Welten setzen genau da heute die Hürden noch zu hoch.»